Promi-Wirt aus Halle vor Gericht Nach erstem Urteil untergetaucht - Ex-Betreiber des "Caruso" in Halle muss sich wegen Steuerhinterziehung verantworten
Antonio L. bewirtete in seinem Restaurant „Caruso“ nicht nur Udo Jürgens und Thomas Gottschalk. Nach acht Jahren auf der Flucht wird ihm nun in Magdeburg der Prozess gemacht.

Halle (Saale)/Magdeburg/MZ - Mit acht Jahren Verspätung muss sich ein ehemaliger Promi-Wirt mit Lokal in Halle vom 26. August an vor dem Landgericht Magdeburg verantworten. Es geht um Steuerhinterziehung, wegen der der Betreiber des damaligen Restaurants „Caruso“ in der Leipziger Straße in Halle schon einmal 2013 am halleschen Landgericht verurteilt worden war, wie ein Gerichtssprecher am Dienstag bestätigte. Der Bundesgerichtshof hob den Schuldspruch - vier Jahre Haft - auf Antrag des Gastronomen auf und verwies das Verfahren zur erneuten Verhandlung an die Magdeburger Wirtschaftsstrafkammer.
Doch Antonio L., genannt Nino, erschien im Oktober 2014 nicht wie geladen bei Gericht und wurde seither mit europäischem Haftbefehl gesucht. Im Juni dieses Jahres nahmen Fahnder den mittlerweile 67 Jahre alten Italiener laut Terminvorschau des Gerichts in Portugal fest. Mittlerweile befinde er sich in Sachsen-Anhalt in Untersuchungshaft. Zuerst hatte die „Bild“-Zeitung berichtet.
Es geht darum, dass L. dem Staat rund 900.000 Euro Steuern schuldig geblieben sein soll. Angeklagt ist er der Steuerhinterziehung in zwölf Fällen. Der Gastwirt hatte die Vorwürfe im ersten Verfahren teils zurückgewiesen, teils seinem Steuerberater die Verantwortung zugeschoben. Ins Rollen gekommen war der Prozess wegen des Verdachts der Schwarzarbeit. Frühere Mitarbeiter hatten den Gastronomen belastet.
In Halle galt sein Restaurant als eines, in dem sich Größen aus Wirtschaft, Kultur und Politik gern bewirten ließen. Zu den prominentesten Gästen des „Caruso“ zählten der Sänger Udo Jürgens und der Entertainer Thomas Gottschalk, die 2007 in der Leipziger Straße einkehrten.
Für das Verfahren in Magdeburg sind bis zum 29. November insgesamt 18 Verhandlungstage angesetzt. 13 Zeugen sollen nach jetziger Planung gehört werden.