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Rechtsanwalt lässt Urlaub gerne sausen

Von Alexander Schierholz 12.09.2005, 16:48

Braschwitz/MZ. - Sein Programm kann Martin Warlies wohl nur absolvieren, indem er so gut wie ganz auf freie Zeit verzichtet: Der 43-Jährige betreibt eine Rechtsanwaltskanzlei in Halle, sitzt im Vorstand der Saalkreis-CDU und ist seit 2001 ehrenamtlicher Bürgermeister in seinem Wohnort Braschwitz. Und jetzt will er in den Bundestag.

Gut also, dass Warlies sowieso "nicht so der Urlaubstyp" ist, wie er von sich selbst sagt. Das letzte Mal hat er sich zum Jahreswechsel 2001 / 2002 eine Auszeit genommen. Zwei Wochen Nil und Rotes Meer, "ein Kindheitstraum". Doch derzeit dürfte er noch nicht einmal zu den "zwei, drei Stunden Ruhe", die er sich ab und an gönnt, kommen - zwischen Büro, Bürgermeistersprechstunde, Gemeinderat und Wahlkampfauftritten. Was treibt den Mann? Im Gespräch mit Warlies fällt oft das Wort "Gestalten" - "das macht mir Spaß", sagt er. Und das will er jetzt nicht mehr nur in seiner Gemeinde, sondern auch im Bundestag.

"Es ist von Vorteil, wenn dort jemand seine Erfahrungen einbringt, der voll im Beruf steht." Denn in der Politik, zumindest in der großen, glaubt der Jurist, werde zu vieles entschieden, ohne die praktischen Folgen zu bedenken. Beispiel Kündigungsschutz: "Als Unternehmer" - so sieht Warlies sich - "muss man schon überlegen, ob man unter den jetzigen Bedingungen jemanden neu einstellt." Werde aber der Kündigungsschutz für Neueinstellungen gelockert, dann bedeute das auch eine niedrigere Einstiegsschwelle für Arbeitslose. Womit schon der Bereich benannt wäre, der Warlies am meisten am Herzen liegt, um den er sich auch im Fall seiner Wahl kümmern möchte: Wirtschaft und Arbeit.

"Wir brauchen vor allem mehr Ansiedlungen, auch mittelständische", lautet sein Credo. Dem aus drei ganz verschiedenen Landkreisen bestehenden Wahlkreis bescheinigt der CDU-Politiker durchaus gute Potenziale dafür.

Verschiedentlich laut gewordene Befürchtungen, eine CDU-geführte Bundesregierung könne die aufstrebende Solarzellen-Produktion in Thalheim bei Wolfen durch eine geänderte Förderpolitik ausbremsen, zerstreut Warlies mit einem Zitat seines Generalsekretärs Volker Kauder: "An die Solarenergie gehen wir nicht ran." Dafür wolle er kämpfen, ein Bundestagsabgeordneter sei schließlich "kein Grüß-August".

Sollte er das Mandat holen, will Warlies denn auch aus der Kanzlei, die er gemeinsam mit seiner Ehefrau betreibt, aussteigen. Ehrenamtlicher Bürgermeister allerdings will er - nach Absprache im Gemeinderat - bleiben. Wohl auch deswegen, weil Braschwitz für den Düsseldorfer mittlerweile Heimat geworden ist, wie er sagt.