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Radio-Revolten Radio-Revolten: Ralf Wendt - der Erfinder der Radiokunst

Von Josephine Klüver 02.09.2016, 15:00
Ralf Wendt kümmert sich um die Koordinierung des Programmes bei Radio Corax. Als Kurator und Mitorganisator des internationalen Radiokunstfestivals möchte er  in der Saalestadt Begegnungen aus aller Welt ermöglichen.
Ralf Wendt kümmert sich um die Koordinierung des Programmes bei Radio Corax. Als Kurator und Mitorganisator des internationalen Radiokunstfestivals möchte er  in der Saalestadt Begegnungen aus aller Welt ermöglichen. Holger John

Halle (Saale) - Wenn von Radio Corax, dem freien und unkommerziellen Radiosender der Stadt, die Rede ist, muss im gleichen Atemzug Ralf Wendt genannt werden. Er ist einer der Mitbegründer des vor 16 Jahren ins Leben gerufenen Senders. Heute ist der 52-jährige Diplom-Sprechwissenschaftler dort vor allem für die Programmkoordination und Betreuung neuer Projekte verantwortlich. Doch momentan hat Wendt als Kurator und Mitorganisator von „Radio Revolten“, dem internationalen Radiokunstfestival, alle Hände voll zu tun.

Vom 1. bis zum 30. Oktober wird das Ereignis in der Saalestadt mit Performances, Konferenzen, Hörprogrammen, Installationen und historischen Einblicken das Verständnis von Radio neu definieren.

Radio Corax als Organisator

Bereits vor zehn Jahren veranstaltete Corax unter gleichem Namen anlässlich des 1200-jährigen Stadtjubiläums von Halle ein solches Festival. „Damals war es allerdings deutlich experimenteller“, resümiert Wendt. Das diesjährige Festival soll hingegen international wegbereitend und konstituierend für die noch sehr junge Kunstgattung der Radiokunst sein. „Radio Revolten wird auf facettenreiche Art den Zuhörern viele Fragen stellen.

Was Radiokunst ist - oder sein kann, wird hoffentlich durch das Festival zum ersten Mal erklärbar werden“, erklärt der Mitorganisator. Eine herausfordernde Aufgabe für ein solches Festival - auch für die Kuratoren, die seit zweieinhalb Jahren bereits fieberhaft mit der Planung und Organisation beschäftigt sind.

Ausstellung „Unsichtbare Wellen“

Wendt ist Kurator der Ausstellung „Unsichtbare Wellen“ im Stadtmuseum. Dem Zuschauer wird dort ein Einblick in die lokale Radiogeschichte ermöglicht. Abseits vom „Mainstream-Radio“ sollen Revolten und Interventionen im Hörfunk der Region beleuchtet werden. Auch technische Innovationen der damaligen Zeit können dort ausprobiert werden.

Neben internationalen Künstlern, soll sich auch jeder der fünf Kuratoren mit einer künstlerischen Arbeit selbst präsentieren. Wendt hat sich für eine jetzt-zeitige Radioinstallation entschieden, die im Zentralmagazin Naturwissenschaftlicher Sammlungen stattfinden wird. Anhand von 30 verschiedenen Aufnahmequellen, die sowohl live Geräusche aus Hörsälen, von Vitrinendeckeln oder Regalen , als auch Mitschnitte aus Interviews soll ein ästhetisches Bild über den Alltag vor Ort geschaffen werden.

Radiokünstler und Sprechwissenschaftler

Täglich von 9 bis 18 Uhr kann das Ergebnis vor dem Haus als Radioprogramm gehört werden. In seiner Freizeit ist der Radiokünstler und Sprechwissenschaftler leidenschaftlicher Ornithologe. Die Faszination von Vögeln liegt bei ihm wie in der Kunst im Unvorhersehbaren. „Man weiß nie, was passiert, aber es ist schön“, erklärt Wendt. Naheliegen deshalb, dass er einen solchen Ort für eine Kunstinstallation wählt.

Die Faszination verbindet ihn mit einem der ältesten Universitätsgebäude der Stadt. Mit Frank Steinheimer, der Leiter der naturwissenschaftlichen Sammlungen, hat Wendt einen idealen Kooperationspartner gefunden. In der Zusammenarbeit sei er immer nur auf offene Türen gestoßen. Der Leiter habe ein Interesse, das weit über den wissenschaftlichen Tellerrand hinausginge, berichtet Wendt.

Enorme reichweite der Radio-Revolten

Die enorme Reichweite macht die Bedeutung des Festivals deutlich: Über 100 Millionen Hörer werden erwartet, 30 Stationen weltweit übernehmen Teile oder gar das vollständige Radioprogramm des Festivals. Eine umfangreiche Dokumentation in Ton und Bild ist geplant. In das Festival hat er große Erwartungen. Er hofft darauf, dass sich das Verständnis von Radio erweitert und Anregungen geliefert werden was Radio sein könnte.

Auch wünscht er sich, Kreativen damit Mut zu machen, verschiedene Sachen auszuprobieren. Für die Saalestadt sieht er darin auch den Vorteil, Kontakte zu knüpfen und sich einen Namen innerhalb der internationalen Radiowelt zu machen. Das Festival soll verdeutlichen, dass „Halle die kleine Großstadt ist, wo Begegnungen aus aller Welt möglich sind“, sagt Wendt. Hörbar wird Festivalsender im gesamten Oktober online und in Halle auf der 99.3 UKW sein. (mz)

Das Festivalprogramm und weitere Informationen finden sich unter: www.radiorevolten.net