Prüfer nimmt den Lehrling mit

Halle/MZ. - "Wir haben in den letzten Jahren immer Lehrstellen zur Verfügung gestellt", sagt die stellvertretende Geschäftsführerin Heidi Radetzki. Zwar könne das Hotel die jungen Leute nicht übernehmen und natürlich sei Ausbildung auch mit Arbeit und Aufwand verbunden. "Aber Jugendliche müssen doch die Chance auf eine gute Ausbildung bekommen." Auch ab September wird es laut Frau Radetzki wieder einen Azubi in dem über 48 Betten verfügenden Hotel geben. Vielleicht auch zwei. Zwei junge Mädchen sind zudem im zweiten Lehrjahr und damit auf dem Weg zur Hotelfachfrau.

Der 19-jährige Tobias Schulz, der sich mit einem erweiterten Realschulabschluss um die Lehrstelle als Hotelfachmann beworben hatte, charakterisiert die zurückliegenden drei Jahre mit zwei Worten: "Einfach super." Na ja, eine kleine Einschränkung gibt es schon: "Zimmer zu putzen, das war nicht so mein Fall." Aber solche Tätigkeiten gehörten nun einmal zum Beruf dazu. Der Kontakt zu den Gästen sei aber sehr schön gewesen. "Es macht Spaß, in einem Bereich zu arbeiten, in dem man viel mit Menschen zu tun hat."

"Ich habe während der Ausbildung ganz schnell gemerkt, dass dieser Beruf der richtige für mich ist", sagt auch Franziska Löffelholz. Schon früh übertrage das Hotel den Azubis Verantwortung, und das sei gut so. "Man lernt so am besten und schnellsten, wird selbstständig und auch selbstbewusst", ist die Erfahrung der 20-Jährigen. Auch das Praktikum, das sie im zweiten Lehrjahr in der Gaststätte "Zum Schad" absolvierte, habe ihr sehr gut gefallen. Ist das nun eine reine Erfolgsgeschichte? Gab es niemals Missmut, Zweifel, Sorgen? Die beiden lachen, doch dann sagt Franziska ernsthaft: "Im Januar habe ich begonnen, Bewerbungen zu schreiben. Immer wieder Absagen - oder die angeschriebenen Betriebe haben überhaupt nicht reagiert. Das war wirklich frustrierend."

Aber weil sie nicht nachließ in ihren Bemühungen, gibt es mittlerweile gleich doppelte Aussicht auf Anstellung. Ein Hotel in Halle hat sein Interesse bekundet - und vielleicht klappt es sogar mit einem Ferienhotel auf Zypern. "Es ist mein Traum, einmal ins Ausland zu gehen." Mit dem Lernen der fremden Sprache hat sie ja schon begonnen. Tobias Schulz wird in wenigen Tagen seinen Arbeitsvertrag unterschreiben. Er beginnt am 5. August seine Tätigkeit im Gasthaus "Zur Henne" in Naumburg.

Es ist ein ganz neues Hotel, das erst am 12. August öffnet. "Von Anfang an mit dabei zu sein, das finde ich richtig gut." Sein Arbeitgeber wird übrigens einer derjenigen sein, vor denen er seine Prüfung abzulegen hatte. "Er hat mich angesprochen, ob ich bei ihm anfangen möchte."

Die beiden jungen Leute sind überzeugt: Sie haben Glück gehabt, gleich eine Stelle zu finden. Heidi Radetzki sieht das etwas anders. "Es war nicht nur Glück. Franziska und Tobias haben sich wirklich in ihre Ausbildung reingekniet und gute, sehr gute Leistungen gebracht." Die Direktion des Apart-Hotels spendierte ihnen zum Abschluss einen Gutschein für ein Wochenende in Berlin.