Professor Klaus Eder Professor Klaus Eder: Sünde im Eisschrank gesucht
Halle/MZ. - Klaus Eder ist Professor. Professor für Ernährungswissenschaften. Seinen Studenten bringt er unter anderem bei, was gesunde Lebensweise bedeutet. Nun könnte man ja vermuten, dass er öffentlich Wasser predigt und heimlich Wein trinkt. Weit gefehlt. Eder, 39 Jahre alt und vor fünf Jahren, als er zur Uni nach Halle kam, jüngster Professor, ernährt sich optimal und treibt Sport. Aus Überzeugung, wie er sagt und frei von allen Zwängen: "Ich mache daraus keine Religion, halte aber bestimmte Prinzipien ein."
Und das wohl wichtigste lautet: "Gesunde Ernährung ist eine Frage der Organisation." Wer einen Blick in seinen Kühlschrank wirft, versteht, wovon der Mann spricht: Paprika, Tomaten, Äpfel, Bananen, Eier, Quark und Joghurt - und weit und breit keine Wurst, kein fetter Käse, Butter oder gar Fleischsalat. Der Becher Halbfett-Margarine trägt das Verfallsdatum von September; in der Tiefkühltruhe lagert Fischfilet.
Entsprechend sieht sein Speiseplan aus: Früh Vollkornbrot mit Lachs - in der Woche etwa 400 Gramm der zart-rosa Scheiben, weil nur dann die so wichtigen Omega-3-Fettsäuren und Jod Wirkung zeigten. Manchmal gebe es auch Müsli, aber wenn, dann nur mit Sojamilch - der wichtigen Proteine wegen, sagt er und schenkt ein Glas ein. Tatsächlich, sie schmeckt gut, besser, als der Name vermuten lässt. Das Mittagessen packt der Professor ein - Apfel, Banane, Möhren. Dazu Joghurt oder Quark. Man ahnt schon - fettarmen natürlich. Abends gibt es Salate. Öle aus Raps, Oliven und Leinsamen stehen bereit.
Wer nun mit schlechtem Gewissen oder voller Bewunderung den Kopf schüttelt, weil er solch einen Speiseplan nie und nimmer einhalten könnte, dem sei gesagt: Eder weiss durchaus, wie Fleisch und Süßes schmecken, er trinkt Kaffee, manchmal Bier, selten Wein. Zum Beispiel in geselliger Runde oder in Gaststätten. Ein Wiener Schnitzel, Spaghetti - so etwas mag er.
Oder wenn Instituts-Mitarbeiter selbst gebackenen Kuchen mitbringen. Dann verdrückt er schon mal zwei Stücke. Und steigt dem gebürtigen Bayer auf dem Markt der Duft von Leberkäse in die Nase - verzehrt er ihn mit großem Genuss. Aber eben nur ab und zu, wie gesagt.
Zu Hause hat der Junggeselle allerdings nichts dergleichen vorrätig. "Was man nicht hat, kann man nicht essen." So einfach ist es, Versuchungen aus dem Weg zu gehen.
Gesund hat er schon als Teenager gelebt, als er bei 1860 München in der Jugend-Elf spielte, später den Kraftsport entdeckte, etliche Pokale auf Landesebene gewann. Heute geht er "nur noch" mehrmals in der Woche ins Fitness-Studio, kickt in der Mannschaft der Uni-Professoren. Von seiner Lebensweise macht er kein Aufhebens: "Ein Apostel bin ich nicht." Aber wer ihn danach fragt, dem erklärt er gerne das Was, Wie und Warum. Wichtig sei, sagt er, sich wohl zu fühlen. Dann könne man Spöttern und Lästerern, die es durchaus gibt, gelassen begegnen.