Kampf gegen einen Paragraphen Pro Familia demonstriert in Halle für ungewollt Schwangere
Halle (Saale)/MZ - Ein weißer Pavillon steht auf dem Riebeckplatz. Plakate zeigen die Zahl 218 - durchgestrichen. Zwischen zwei Bäumen ist eine Wäscheleine gespannt, von der Drahtbügel hängen. „Mit solchen Bügeln haben Schwangere früher versucht, abzutreiben. Dabei kam es zu vielen Verletzungen, einige sind sogar gestorben. Deshalb nutzen wir die Bügel heute als ein Symbol für unsere Aktion“, erklärt Maria Vinzens. Sie arbeitet als Beraterin bei Pro Familia, der Deutschen Gesellschaft für Familienplanung, Sexualpädagogik und Sexualberatung. Gemeinsam mit ihren Kollegen demonstrierte sie am Mittwoch für die Abschaffung des Paragraphen 218. Und damit für die Entkriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen.
Aber sind diese denn in Deutschland nicht sowieso straffrei? „Nein“, korrigiert Vinzens, „Nur dann, wenn seit der Empfängnis nicht mehr als 14 Wochen vergangen sind und ein Beratungsgespräch stattgefunden hat, nach dem nochmal drei Tage bis zum Eingriff vergehen müssen, ist der Eingriff legal.“ In allen anderen Fällen drohen eine Gefängnis- oder Geldstrafe. Pro Familia kämpft seit der Gründung gegen das Gesetz und den zugehörigen Paragraphen 219a des Strafgesetzbuchs. Dieser verbietet auch das Werben für den Abbruch einer Schwangerschaft, zum Beispiel von gynäkologischen Praxen.
Pro Familia vertritt die Ansicht, dass eine Entkriminalisierung zur besseren Versorgung und Gesundheit von schwangeren Menschen führt: „Wir beraten die Menschen täglich und wissen, was sie umtreibt. Die entscheidenden Politiker sind dagegen weit weg. Kein Schwangerschaftsabbruch wird unüberlegt durchgeführt, oder aus rein egoistischen Gründen - im Gegenteil.“ Der Paragraph 218 jährt sich 2021 zum 150. Mal. Aus diesem Anlass finden in allen Bundesländern Aktionen statt - wie in Halle. Der Wunsch von Pro Familia: Eine alternative Regelung, von der Schwangere, medizinische Fachkräfte und beratende Einrichtungen profitieren.