Präparatoren aus aller Welt treffen sich in Halle Präparatoren aus aller Welt treffen sich in Halle: Konserviert für die Ewigkeit

Halle (Saale) - Wenn sich zur dreitägigen, internationalen Arbeitstagung des Verbandes Deutscher Präparatoren in Halle zum 57. Mal mehr als 120 Teilnehmer aus aller Welt mit der Zukunft naturwissenschaftlicher Sammlungen und anderen Themen beschäftigen, ist auch Ernst Wadewitz aus Mainz dabei - und zwar als definitiv ältester Teilnehmer des Expertentreffens: Ernst Wadewitz hat im vergangenen September bei bester Gesundheit seinen 100. Geburtstag gefeiert.
1918 in Magdeburg geboren, ist der Tagungsbesuch in Halle für den rüstigen Hundertjährigen praktisch eine Rückkehr an einen Ort seiner Jugend: Ernst Wadewitz hat ab 1935 am Zoologischen Institut der Martin-Luther-Universität am Domplatz, wo das Zentralmagazin Naturwissenschaftlicher Sammlungen (ZNS) seinen Sitz hat, das Handwerk des Präparators erlernt. In einem Artikel der „Hallischen Nachrichten“ vom Dezember 1937 wird unter der Überschrift „Der Präparator bei der Arbeit“ ein interessanter Einblick in eine Abteilung des „hallischen Tierzuchtinstitutes“ , dem heutigen Haustiermuseum „Julius Kühn“, gewährt.
Fotos zeigen nicht nur die umfangreiche Skelettsammlung
Fotos zeigen nicht nur die umfangreiche Skelettsammlung der wichtigsten Haustierrassen, sondern auch den jungen Ernst Wadewitz bei der Präparierung eines Büffelschädels - und bei der Arbeit an seinem Gesellenstück. „Das war das Modell eines Gepards“, erinnert sich der Hochbetagte, der noch heute die genaue Herstellungsweise des Präparats erklären kann. Und er hat noch im Ohr, wie im Gebäude am Domplatz Studenten „Juden raus!“ durchs Treppenhaus brüllten ...
Für Wadewitz, der in seiner Heimatstadt Magdeburg als Jugendlicher in einer ornithologischen Gruppe im Vogelschutz aktiv war, stand der ungewöhnliche Berufswunsch früh fest: „Ich war als Kind viel draußen, habe mich schon früh für die Natur interessiert“, sagt Wadewitz, der zur Präparatoren-Tagung in Halle von Sohn Rainer Wadewitz, 66 und als Schreinermeister keineswegs vom Fach, begleitet wird.
Nach dem Krieg fand Wadewitz zunächst Arbeit als Präparator in Leipzig
Lange währte das Glück in Ausbildung und Beruf für den jungen Mann nicht: Der Krieg lenkte auch Wadewitz’ Lebensweg unfreiwillig in eine andere Richtung. 1938 nach dreijähriger Ausbildung mit gutem Zeugnis ins Berufsleben entlassen, folgten Reichsarbeitsdienst, Kriegsdienst im Afrikakorps und - nach einer Hepatitis-Infektion - in Griechenland. Nach dem Krieg fand Wadewitz zunächst Arbeit als Präparator in Leipzig, von 1946 bis 1956 am Museum für Naturkunde in Magdeburg.
Zunehmende Repressionen durch das SED-Regime waren 1956 für Wadewitz, inzwischen Familienvater, Anlass, mit seiner Familie in die Bundesrepublik zu flüchten. In Mainz schließlich hat Ernst Wadewitz ab 1960 das vom Krieg zerstörte Naturhistorische Museum wieder aufgebaut, bis er 1982 in Pension verabschiedet wurde. Sein hohes Alter, sagt er scherzhaft, verdanke er den konservierenden Substanzen, mit denen er jahrzehntelang hantierte. Die Liebe zum Präparieren jedenfalls ist ihm bis heute geblieben. (mz)