Präparator Michael Stache Präparator Michael Stache : Vom großen Laufvogel bis zum Urpferdchen

Halle (Saale) - Künstlerisches Talent, handwerkliche Begabung, wissenschaftliche Neugier - das sind die Grundvoraussetzungen, die ein geowissenschaftlicher Präparator mitbringen muss. Denn wer denkt, dass Michael Stache den ganzen Tag über damit beschäftigt wäre, Überreste in mit Formaldehyd gefüllte Gläser zu stecken, der irrt gewaltig.
„Meine Arbeit ist wahrscheinlich viel umfangreicher und vielseitiger, als man sich vorstellt“, sagt der 38-Jährige, der seit 2012 im Geiseltalmuseum der Uni Halle arbeitet, das sich in der Neuen Residenz am Dom befindet. Vorrangig gehe es natürlich um den Erhalt der Exponate aus der Geiseltalsammlung, das sind mehr als 50.000. Die Fossilien aus dem Eozän, also aus der Zeit, in der sich die Säugetiere rasant weiterentwickelten, sind bis zu 56 Millionen Jahre alt. Benannt wurde dieser Zeitabschnitt, der immerhin mehr als 23 Millionen Jahre umfasst, nach der griechischen Göttin Eos, der Göttin der Morgenröte.
UV-Licht beschädigt Fossilien
Im Geiseltal wurden unter anderem Überreste des Riesenlaufvogels und eines beinahe komplett erhaltenen Urpferdchens entdeckt. Leider haben sich die vor über 80 Jahren angewandten Techniken und Mittel zur Präparation, als nur wenig praktikabel erwiesen. „Paraffin und der zur Konservierung genutzte Lack sind unglücklicherweise nicht alterungsbeständig“, sagt Stache. Einige der Exponate weisen bereits Risse auf. „Das UV-Licht lässt die Fossilien förmlich zerbröseln“, erklärt er. Durch Zufall stieß Stache dann auf einen Lack aus der Autoindustrie, der äußerst langlebig und zudem UV-Strahlen-undurchlässig ist.
Tipps vom Make-Up-Artist
Tipps und Anregungen holt sich der Präparator auf Fortbildungen, von Kollegen, aber auch von Profis aus ganz anderen Bereichen. „Ein Make-up-Artist zeigte mir, wie ich Abdrücke und Formen am besten anfertigen kann“, so Stache, „und wie ich sie realitätsnah koloriere.“ Denn neben der Konservierung und Restaurierung der Exponate, stellt der 38-Jährige Dioramen und Modelle der gefundenen Tiere her. „Als Laie kann man sich anhand von Knochenfragmenten und Skelettteilen das Aussehen eines Tiers nur schwer vorstellen“, erklärt Michael Stache. Für die ab August 2016 in Leipzig stattfindende Ausstellung „Aus der Morgendämmerung: Pferdejagende Krokodile und Riesenvögel“ fertigte er mehrere aufwendig gestaltete Schaukästen an. Besonders Kinder bräuchten mehr visuelle Unterstützung, schließlich wolle man breites Publikum ansprechen. „Und wenn Kinder kommen, bringen sie ihre Eltern und Großeltern meist mit“, sagt Stache scherzend.
Er selbst profitierte davon, dass ihn seine Eltern in Museen und Ausstellungen mitnahmen. Das weckte früh sein Interesse an der Archäologie und später der Paläontologie. „Der Unterschied ist: Mich interessiert alles, was vor dem Menschen da war“, so Stache. Das Metier der Archäologen sei dagegen all das, was mit der Menschheitsgeschichte zu tun hat. Ein Praktikum im Geiseltalmuseum weckte bei ihm die Begeisterung für Präparation und Restauration. (mz)