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Porzellanmanufaktur Lettin Porzellanmanufaktur Lettin: Stadtmuseum präsentiert Werke der Akkordarbeit

Von Silvia Zöller 01.03.2021, 16:00
Monika Herrmann (links) und Angelika Ehrhardt haben Lettiner Sammeltassen in den 1980er Jahren im Werk bemalt.
Monika Herrmann (links) und Angelika Ehrhardt haben Lettiner Sammeltassen in den 1980er Jahren im Werk bemalt. Silvio Kison

Halle (Saale) - Blumenranken, grafische Muster und der berühmte Goldrand: Die Verzierungen des Lettiner Porzellans waren das, was das Besondere der Gedecke, Vasen oder Pokale aus der Produktion der Manufaktur ausgemacht haben. Was jedoch wohl kaum jemand weiß: Die Verzierungen wurden in harter Akkordarbeit hergestellt. „300 Gedecke am Tag waren die Norm“, sagt Angelika Ehrhard, die als Dekoriererin im Lettiner Porzellanwerk gearbeitet hat. Per Hand wurden die Muster keineswegs aufgemalt, sondern ähnlich wie Abziehbilder auf das nasse Porzellan vor dem Brand aufgeschoben.

Auf Umwegen hat Angelika Ehrhard genau wie ihre frühere Kollegin Monika Herrmann vor kurzem Kontakt zum Stadtmuseum aufgenommen. Für die lange geplante Ausstellung des Stadtmuseums zur Lettiner Porzellanmanufaktur, die eigentlich schon am 27. November eröffnen sollte, hatte das Museum noch einige Sammeltassen gesucht. Auf einen Aufruf in der Mitteldeutschen Zeitung gab es über 150 Einsendungen. „Alle Einsender haben einen Gutschein für einen Ausstellungsbesuch erhalten“, sagt Elke Arnold vom Stadtmuseum, die von der Resonanz überwältigt ist.

„Das war ein ganz normaler Handwerksberuf“

Unter den Einsendern sind auch Angelika Ehrhardt und Monika Hermann, die Mitte der 1970er Jahre eine Ausbildung zur Dekoriererin absolviert haben. War das damals eine besondere Auszeichnung, musste man für diese Ausbildung besondere Beziehungen haben? „Nein, das war ein ganz normaler Handwerksberuf“, erzählt Angelika Ehrhardt, die 1976 als 16-Jährige einen Lehrvertrag im Lettiner Porzellanwerk unterschrieben hatte. Was man ihr dabei damals jedoch nicht gesagt hatte: Dass sie für die zweijährige Ausbildung in ein Internat muss.

Denn nicht in Lettin wurden Lehrlinge geschult, sondern im sächsischen Porzellanwerk Colditz, das wie das Lettiner und das Ilmenauer Werk zum Kombinat gehörte. „Wir haben in der Lehre viele verschiedene Maltechniken gelernt. Als Facharbeiterin habe ich dann Fließbandarbeit gemacht“, blickt sie zurück.

Per Zufall zur Porzellanmalerei

Auch Monika Herrmann war eher per Zufall zur Porzellanmalerei gekommen. „Eigentlich wollte ich Erzieherin werden“, sagt sie. Doch der Vater brachte sie auf die Idee, einen Lehrvertrag im Lettiner Werk zu unterschreiben. Von 1977 bis 1985 jedoch gingen Tausende Porzellanstücke durch ihre Hände, die ihnen einen Goldrand verpassten oder den sogenannten „Schmitz“, eine Verzierung am Tassenhenkel.
Auch heute noch sind die beiden Frauen, die sich später beruflich anders orientiert haben, große Fans des Lettiner Porzellans.

Ob als Sammeltasse in der Schrankwand oder als Kuchenteller im alltäglichen Gebrauch – die Stücke halten sie ihn Ehren. Schließlich sei es damals auch etwas Besonderes gewesen, überhaupt etwas aus der Produktion zu ergattern. „Ich wüsste nicht, wo man damals das Lettiner Porzellan hier im Laden erhalten hätte“, meint Angelika Ehrhardt. Monika Hermann erinnert sich, dass vieles nach Russland exportiert wurde.

„Als Mitarbeiter durften wir Stücke der dritten Wahl kaufen"

„Als Mitarbeiter durften wir Stücke der dritten Wahl kaufen, aber auch nur für eine begrenzte Geldsumme im Jahr“, sagt sie. Jedoch sei die Qualität der Produkte sehr hoch gewesen, die zweite und dritte Wahl habe nicht mehr als zehn Prozent ausgemacht – und sei für den Laien kaum zu unterscheiden gewesen.

Monika Herrmann und Angelika Ehrhardt waren zwei von knapp 30 Mitarbeitern, die das Lettiner Porzellan mit Motiven und Gold verschönert haben. Monika Herrmann dreht eine Lettiner Tasse um und zeigt auf eine kleine Nummer: „Diese Nummer zeigt, welcher Mitarbeiter das Gedeck dekoriert hat.“ Doch diese Nummer sei nur zur Tageskontrolle gewesen und habe öfter gewechselt. So können beide nicht nachvollziehen, ob sie das eine oder andere Ausstellungsstück im Stadtmuseum vielleicht damals selbst bearbeitet haben.

Bilder und Filme sind bereits jetzt abrufbar unter: https://mediadata.pageflow.io/lettin-porzellan  (mz)