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Porträt Porträt: Werner Schönfeld

17.11.2014, 12:53

Halle (Saale) - Es ist ein schier unerschöpflicher Foto-Schatz, den Werner Schönfeld besitzt. Hunderte, nein, Tausende Aufnahmen lagern in seiner Wohnung nahe des Museums für Vorgeschichte. Sie bilden eine ebenso beeindruckende wie erschütternde Chronologie des Niedergangs, dem die Stadt Halle zu DDR-Zeiten ausgeliefert war. Diva in Grau? Diva in Trümmern! Immer wieder ist der 71-Jährige damals mit der Kamera losgezogen, um den Stand der Dinge zu dokumentieren. Warum? „Ich war allein im eigenen
Auftrag unterwegs“, sagt Schönfeld. „Ich wollte das einfach festhalten.“

So drehte er seine Runden durch eine Stadt, die den Zweiten Weltkrieg weitgehend unbeschadet überstand - um danach dem Verfall preisgegeben zu werden. Schönfeld: „Es war ja kein Absturz von heute auf morgen - es war ein schleichender Prozess. Und der Mensch hat sich dem angepasst, hat gelernt, mit der Situation zu leben.“ Seit der Wende waren Schönfelds Fotografien in vielen Ausstellungen zu sehen. Sie halten die Erinnerung wach an
eine geschichtsvergessene Zeit. Schönfeld geht weiter mit wachem Auge durch Halle. Es gibt manches, was er kritisch sieht. Aber heute ist es der einzelne Hauseigentümer, der versagt, wenn er sich nicht kümmert. „Vor ’89 war der Verfall staatlich gewollt.“ (mz/go)