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Portrait Mario Schwan Portrait Mario Schwan: Das Gehirn hinter der Großeinsätzen der Polizei

Von Jan Schumann 12.06.2015, 13:15
Mario Schwan ist in den vergangenen Jahren die Karriereleiter der Landespolizei hinaufgeklettert.
Mario Schwan ist in den vergangenen Jahren die Karriereleiter der Landespolizei hinaufgeklettert. Kison Lizenz

Halle (Saale) - Der erste Arbeitstag begann mit einem Großeinsatz: „Entführung einer 21-jährigen Rumänin aus Hettstedt - die Spur führt nach Mannheim.“ Diese Meldung lief über den Polizeiticker, landete im Lage- und Führungszentrum in der Merseburger Straße. Feuertaufe für Mario Schwan – am ersten Tag als ranghöchster Polizist in Uniform in der Polizeidirektion Halle. Chef von über 1.600 Polizisten im Süden Sachsen-Anhalts, untergeben nur der Polizeipräsidentin. Wenn es im Einsatz zur Sache geht, hält er ab jetzt die Fäden in der Hand.

Neue Meldung aus dem Lagezentrum: „Die junge Frau konnte in einer Pizzeria vor ihren Entführern fliehen - die Polizeikollegen aus Baden-Württemberg kümmern sich um sie.“ Ein gutes Ende für den ersten Fall als Chef.

Erster Arbeitstag beginnt mit Großeinsatz

Mario Schwans neue Rolle in Halle: Das sind Kommandos, Anweisungen und Planung. „Auch im Notfall möchte ich, dass ich schnell informiert werde und über alles Bescheid weiß – da spielt die Tageszeit keine Rolle“, sagt der 46-Jährige. Er ist ab jetzt der Mann, der den Einsatzstab bei Großeinsätzen führt: Fußballspiele mit Sicherheitsrisiko, Großdemos am Wochenende, Kriminalfälle wie die getötete Studentin Mariya N. in Halle.

Ein Beispiel: Wenn der HFC gegen Hansa Rostock spielt, können 600, 700, sogar 800 Polizisten beschäftigt sein. Mario Schwan sitzt als deren Gehirn in der Merseburger Straße.

Schwans Geschichte ist die eines Aufsteigers. Seine Karriere im Polizeiapparat begann bescheiden. Im Jahr 1990 startete er im mittleren Dienst, das hieß: Polizeiarbeit an der Basis, auf der Straße. Doch Schwan empfahl sich für große Aufgaben. Im Jahr 2003 absolvierte er die Polizei-Führungsakademie in Münster. Heute trägt er vier goldene Sterne auf der Schulter, darf sich Leitender Polizeidirektor nennen. Seit Jahren ist er in Führungspositionen eingesetzt, er war Revierleiter im Burgenlandkreis und ab 2012 in Halle.

Reguläre Arbeitstage dauern zehn Stunden

„Über die Jahre der Polizeiarbeit lernt man viel über die unterschiedlichen Menschentypen“, sagt der 46-Jährige. Seine Erkenntnis aus 25 Jahren im Apparat? „Als Chef kannst du nur verlangen, was du dir auch selbst zumuten würdest.“

Dazu muss man wissen: Mario Schwan mutet sich viel zu. Dass er vor harter Arbeit und großen Aufgaben nicht zurückschreckt, berichten Weggefährten und frühere Kollegen. Schwan gilt als disziplinierter Arbeiter mit Führungsqualität. „Hart aber herzlich“, sagen einige. Das ist nicht der schlechteste Ruf für einen Polizisten in Führungsposition, möglicherweise spricht daraus auch Respekt: Wenige Kriminalisten können ähnlich steile Karrieren vorweisen.

Dafür zahlt Schwan einen gewissen Preis: Reguläre Arbeitstage dauern locker zehn Stunden, er ist fast permanent erreichbar. Schwan hat vier Söhne: Die jüngeren sind sechs und zwölf Jahre alt, die erwachsenen sind 25 und 27. Die beiden Großen sind nicht im Polizeidienst gelandet. Der eine arbeitet im hessischen Justizdienst, der andere ist im Lehramts-Studium.

Herr Schwan, ist die Polizeiarbeit nach 25 Jahren am Ende doch wieder zum Bürojob geworden? „Nun ja“, sagt er, „das bringt die Führungsposition mit sich. Wenn die Fälle richtig ernst sind, bin ich natürlich auch mit draußen.“ Und dennoch gesteht er: Das Gefühl, als Erster am Tatort zu sein, vermisst er etwas. Zur Zeit arbeitet sich Schwan in die großen Einsatzkomplexe ein, in denen er künftig schalten und walten wird - als Gehirn hinter dem Polizei-Einsatz. (mz/js)