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Popmusik in der DDR Popmusik in der DDR: Mangelware E-Gitarre

Von Silvia Zöller 19.06.2013, 20:08
Die M. Jones Band (hier eine Aufnahme im Schloss Merseburg) gehörte zu den Helden der halleschen Rock- und Popszene der 80er Jahre: Lutz Möhwald, Matthias Keppler, Martin Jones, Sander Lueken (v.l). Bei der Schülerakademie wollen Jugendliche die Geschichte der DDR-Musikszene erforschen.
Die M. Jones Band (hier eine Aufnahme im Schloss Merseburg) gehörte zu den Helden der halleschen Rock- und Popszene der 80er Jahre: Lutz Möhwald, Matthias Keppler, Martin Jones, Sander Lueken (v.l). Bei der Schülerakademie wollen Jugendliche die Geschichte der DDR-Musikszene erforschen. Archiv/martiN Jones Lizenz

Halle/MZ - Karat, Puhdys, Silly - das waren die Stars der Musikszene der DDR. Während man über sie jede Menge weiß, sind die halleschen Rock-, Pop- und Bluesbands der 60er, 70er, 80er und 90er Jahre bislang noch nicht so sehr in den Fokus der Historiker gerückt. Das soll sich nun ändern: Jugendliche wollen die hallesche Szene bei der diesjährigen Schülerakademie beleuchten.

Einer, der jede Menge aus dem Nähkästchen erzählen kann, ist Martin Jones. Der heute 57-Jährige war in den 80er Jahren Frontmann der halleschen M.Jones Band, die vor mehreren Tausend Menschen auf der Peißnitz, im Turm, im Steintor oder auf dem Marktplatz gespielt hat. Bei der geplatzten Tournee der Kölner Band „BAP“ hätten sie 1984 zusammen mit Wolfgang Niedecken im Berliner Palast der Republik spielen sollen. Kurz vor dem Auftritt sagten BAP alle Konzerte wegen Differenzen mit den staatlichen Behörden ab. Martin Jones und Band waren damals im gleichen Hotel unter den Linden untergebracht.

„Die Konzerte damals - unsere und die von anderen - waren immer brechend voll, die Leute gierten nach Musik, nach etwas Ausgefallenem“, so der Brite, der im Alter von drei Jahren mit seinen Eltern nach Halle kam - Jones Senior war 1959 eine Dozentenstelle an der Uni Halle angeboten worden.

In der musikbegeisterten Familie („Mein älterer Bruder hatte Schellack-Platten von Elvis!“) war ziemlich klar , dass Martin Jones und eine Gitarre recht früh ihren Weg kreuzten. „Als Lehrling bin ich mit meiner Band Abraxas jedes Wochenende durch den Saalkreis getourt“, erinnert er sich an die 70er Jahre. Durch den Saalkreis? Genau, denn die etablierten Platzhirsche wie FAM, Fazit oder Rengerring spielten damals in den angesagten halleschen Clubs wie dem Turm oder bei den Faschingsveranstaltungen der Uni-Fakultäten und ließen sich nicht die Butter vom Brot nehmen. Gespielt wurden die Rockhits von Bands wie Santana oder Iron Butterfly - neben den vom Staat vorgeschriebenen 60 Prozent deutschen Titeln.

„Erst mit den Weltfestspielen der Jugend 1973 in Berlin änderte sich das“, erinnert sich der Profimusiker. Rockmusik made in GDR, also Eigenkompositionen, wurden gefördert - natürlich auch, so Jones, um die Musiker besser staatlich kontrollieren zu können.

Aber nicht nur die Zensur der Texte, sondern auch die Probleme mit der Beschaffung von Instrumenten und Verstärkern, die nur sehr schwer zu bekommen waren, machte der Szene damals Sorgen. „Da hat sich mancher Diplomat eine goldene Nase verdient“, weiß Jones. Aufruhr, Protest, Kritik am Staat - das gab es bei der M.Jones Band wenn überhaupt nur zwischen den Zeilen: „Wir waren nicht politisch. Und auch die Mehrzahl der Bands hier waren keine Revoluzzer“, sagt er.

Martin Jones
Martin Jones
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