"Poliklinik Mitte" in Halle "Poliklinik Mitte" in Halle: Tripperburg - Auferstanden aus Ruinen

Halle (Saale) - Es sind nur wenige Meter vom Markt in Halle bis zu einem der größten innerstädtischen Schandflecke: dem ehemaligen Ärztehaus Mitte. Ende des vergangenen Jahres hatte die Immobilienfirma Bauart GmbH das geschichtsträchtige Denkmal übernommen. Und der Eigentümer hat große Pläne mit dem Grundstück, will in dem Objekt Wohnungen für verschiedene Zielgruppen schaffen - vom Single über Familien bis hin zu älteren Leuten.
„Im attraktiven, innerstädtischen Wohnen sehen wir die Chance für die Nutzung des Hauses“, sagt Kostja Künzel, Geschäftsführer der Bauart-Gesellschaft. Und er bittet am Dienstag in der Beigeordnetenkonferenz um Geduld. Das Ziel werde man wohl erst in Jahren erreichen, erklärt er dort.
Bauart GmbH ist zudem in Binz und in Amberg aktiv
Im Dezember 2016 hatten die Sachsen, die nach eigenen Angaben 20 Jahren Erfahrung in der Denkmalpflege haben, das Ensemble in der Kleinen Klausstraße von der Frankonia Eurobau übernommen. Die Bauart GmbH mit Hauptsitz im bayerischen Amberg hat Filialen in Binz und Leipzig. „Die vergangenen sechs Monate haben wir gebraucht, um das Gebäude kennenzulernen“, sagt Künzel.
Seit zwei Jahrzehnten gammelt die Immobilie schon vor sich hin. 1532 war die Hofanlage errichtet worden. Im 18. und 19. Jahrhundert gehörte das Gebäude zu Halles ersten Adressen, beherbergte der Bau doch das „Hotel zum Kronprinzen“. Im 20. Jahrhundert erlangte die Poliklinik Mitte dann als „Tripperburg“ eine traurige und gefürchtete Bekanntheit in der Stadt.
Tripperburg in Halle: Kern des Hauses ist mittelalterlich
„Wir haben es mit einer vielfältigen Struktur zu tun. Der Kern des Hauses ist mittelalterlich. Hinzu kommen Einflüsse der Renaissance, des Barock und der Neuzeit. Von der historischen Substanz kann man aber viel erhalten“, sagt Künzel.
In etwa vier Wochen soll in Abstimmung mit dem Denkmalschutz der Rückbau von Gebäudeteilen beginnen, die aus den Poliklinik-Zeiten stammen. Was darauf folge, sei ein kontinuierlicher Prozess, an dessen Beginn zunächst die Sicherung von Balken und der tragenden Konstruktion stehe. Auf die Frage von Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos), wann mit einer Fertigstellung zu rechnen sei, konnte der Investor noch keine Aussage treffen.
Im Ratshof in Halle ist die Erleichterung groß
„Wir befinden uns am Anfang und können wir zum jetzigen Zeitpunkt auch keine belastbare Kalkulation zu den Kosten abgeben“, so Künzel. Die Bauart GmbH besitzt in Halle nicht nur die „Poli Mitte“, sondern auch den Markt 15, ebenfalls ein Pflegefall in der Innenstadt. „Das sind zwei wichtige Objekte für Halle, die wir entwickeln wollen.“ Er sehe das als Bekenntnis zum Standort.
Im Ratshof ist die Erleichterung groß. „Wir versuchen seit Jahren, einen Investor zu finden, der sich dafür interessiert“, sagt der OB. Und auch Martina Wildgrube, Referentin für Ordnung und Sicherheit, weiß um die Bedeutung des Ortes. Einerseits aufgrund seiner Geschichte, aber auch aus städtebaulicher Sicht. (mz)
