1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Poetische Übungen in Fragen verpackt

Poetische Übungen in Fragen verpackt

Von Claudia Crodel 02.11.2005, 16:30

Wettin/MZ. - Doch trotz der vielen Gedichte, die ungelesen bleiben werden, hat sich der aus Ungarn stammende Schriftsteller in besonderer Weise der Lyrik verschrieben. Seit 30 Jahren lebt er in Halle, hat dort Chemie studiert, später in Leipzig am Literaturinstitut, bevor er freiberuflicher Autor wurde. Im Rahmen der 14. Landesliteraturtage Sachsen-Anhalts veranstaltete er im Burggymnasium ein Poetik-Seminar.

Dabei ging es dem Autor weniger darum, eigene Texte vorzutragen und dann mit den Schülern darüber zu reden. Es ging ihm auch nicht darum, dass die Jugendlichen während des Seminars selbst Texte schreiben. Vielmehr wollte er die Gymnasiasten für Lyrik sensibilisieren. "Ich möchte Freude, Neugierde und Interesse wecken", kündigte er zu Beginn der außergewöhnlichen Unterrichtsstunde an.

Das tat er mit vielen Fragen, die er an die Schüler richtete. Fragen, die die jungen Leute dazu bewegten, über sich selbst, die Dinge des täglichen Lebens und eben auch über bestimmte Begriffe und poetische Mittel nachzudenken. Die Fragenpalette der kleinen Poetikübung reichte von: Was ist ihr Lieblingswort? Was ihre Lieblingsgewohnheit? Und was tun sie gern? bis hin zu Was ist Heimat? Was ist ein Gedicht? Oder: Was ist Erinnerung, etwas, das wir besitzen, oder etwas, das wir verloren haben?

Die Schüler fanden es nicht immer leicht, auf all die vielen Fragen in der Kürze der Zeit eine Antwort zu finden. Schließlich waren diese sehr persönlich und bisweilen auch provozierend. Etwa dann als er die 18- und 19-Jährigen fragte: "Wissen sie eigentlich, dass sie in einem Land geboren sind, dass es nicht mehr gibt?" oder "Was wollen sie nach dem Abitur machen?" Bisweilen hatte er dazu Zitate bekannter Autoren parat, beispielsweise Georg Büchners berühmten Satz: "Bevor du etwas tust, musst du Träume haben."

Doch der Wunsch des Autors, Interesse und Neugierde zu wecken, hat sich auf jeden Fall erfüllt. Als László Csiba sein Gedicht "Ein Land nirgends" vortrug, erntete er spontan langen Beifall. Dabei waren die Schüler eher abwartend in das Poetikseminar gegangen.

In der Deutschstunde zuvor hatten sie bereits einige Texte von dem Ungarn gelesen und sie mit kleinen Zeichnungen illustriert. Den Zugang zu den Texten fanden sie bei dieser ersten Begegnung schwer. Während des Poetikseminars änderte sich das allerdings.