Blutmond zum Spatenstich Planetarium Halle: So soll Halles neue Sternwarte im alten Gasometer aussehen

Halle (Saale) - Um 5 Uhr früh bringen sich Astronomen aus Halle auf dem Hügel am Grünen Dreieck mit Teleskopen in Position. Der Mond tritt in den Kernschatten der Erde - für etwa 30 Minuten ist das Schauspiel in Halle zu sehen, dann verschwindet der Blutmond hinter dicken Nebelschwaden.
Und neblig ist es auch, als kurz nach 8 Uhr ein irdisches Ereignis bei minus acht Grad Celsius auf dem Holzplatz gefeiert wird - geplant eigentlich zum Sonnenaufgang, der aber nicht zu sehen ist. Im Gasometer beginnt mit dem Spatenstich der Neubau des Planetariums. 14,4 Millionen Euro wird es kosten. Ab Mitte 2021 soll es den Hallensern die Sterne näherbringen.
Neues Planetarium für Halle: Auch die Vorfreude in der Wissenschaft ist groß
Und die Vorfreude ist groß, auch in der Wissenschaft. Ralf Wehrspohn, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen, vertritt dieses Mal das Institut für Physik am Weinberg-Campus.
Dort studieren auch Astronomen, die sich derzeit vor allem im kleinen Planetarium in Kanena mit der Praxis beschäftigen. „Ich sehe im neuen Planetarium eine große Chance, den Studiengang noch attraktiver zu gestalten.“, sagt Wehrspohn, selbst Physiker. Den Blutmund in aller Frühe habe er aber verschlafen, gibt er zu.
Holzplatz bekommt mit dem Planetarium auch ein neues Gesicht
Unterdessen stellt Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) die Gesamtentwicklung des Holzplatzes auf eine Stufe mit der Reaktivierung der Scheibe A als zentralen Verwaltungsstandort in Halle-Neustadt.
Das Planetarium im Gasometer, gleich in der Nachbarschaft die neue Schule, dazu die Saline mit dem neuen musealen Konzept: Der Holzplatz wird ein anderes Gesicht erhalten. Aus einer alten Industriebrache wird ein modernes Viertel. Ohne die Saaleflut 2013, die das Planetarium auf der Peißnitz so schwer beschädigte, dass es nach Angaben der Stadtverwaltung nicht mehr nutzbar war, würde es die Entwicklung so nicht geben.
Neues Planetarium: Sternengucken auf der Aussichtsterrasse
Halles neues Raumflugplanetarium wird der Arbeitsplatz von Dirk Schlesier. Der Planetariums-Chef will einen Schnittpunkt zwischen Kultur, Bildung und Wissenschaft schaffen. Mit 50.000 bis 60.000 Besuchern kalkuliert die Stadt jährlich im Planetarium.
Gut möglich, dass die Zahlen eher defensiv angesetzt worden sind. Schließlich ist schon alleine die Optik ein Erlebnis für sich. In den zwölf Meter hohen Gasometer mit seinem Durchmesser von 34 Metern ziehen im Erdgeschoss das Planetarium mit 110 Plätzen und ein Sternencafé ein.
Im Obergeschoss wird eine Etage eingebaut - für Bibliothek, Hörsaal, Seminarraum und ein Produktionsstudio. Abends können Besucher auf der Aussichtsterrasse eigene Teleskope aufstellen, um Himmelskörper zu beobachten - oder aber Fernrohre leihen.
Planetarium in Halle: Live-Bild vom All in den Sternensaal
Im Observatorium, dessen Kuppel den Gasometer überragt, arbeitet derweil ein automatisches Teleskop. Es überträgt das Live-Bild in den Sternensaal oder die Seminarzone. „Wir arbeiten mit Luft, Licht und Reflexionen. Und wir binden den Gasometer als Denkmal ein. Prägnante Merkmale werden auch im Inneren sichtbar bleiben“, sagt Architektin Romy Fuchs.
Den Standort für das Planetarium hält Schlesier für geeignet und Diskussionen über die Lichtverschmutzung durch die Innenstadt für überzogen. „Wir wollen, dass die Menschen zu uns kommen. Der Holzplatz liegt günstig. Man wird immer noch genug sehen“, sagt er. 2028, beim nächsten Blutmond, soll das Spektakel jedenfalls von der Terrasse des Gasometers beobachtet werden. (mz)
