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Peter Köcher im Porträt  Peter Köcher im Porträt : Vom Fußball-Security zum halleschen Kung-Fu-Meister

Von Detlef Färber 07.09.2015, 13:27
Peter Köcher als Security-Mann bei Rekord-Fußballweltmeister Brasilien
Peter Köcher als Security-Mann bei Rekord-Fußballweltmeister Brasilien Privat Lizenz

Halle (Saale) - Vorn läuft ein Superstar durchs Bild. Ricardo Izecson dos Santos Leite heißt er - besser bekannt als Kaká. Vor acht Jahren ist dieser Brasilianer mal zum besten Fußballspieler der Welt gewählt worden. Das Bild, von dem hier die Rede ist, stammt aus dem Jahr 2010. Kaká ist gerade unter der Tribüne eines Stadions im Trainingsanzug aus einem Bus ausgestiegen - und lacht fröhlich wie ein kleiner Junge in die Kamera.

Und das kann er auch in diesem Augenblick, denn für ihn ist ja bestens gesorgt: Nicht nur finanziell, sondern auch in puncto Sicherheit. Denn für dieses Thema ist beim Rekordweltmeister-Team in dieser Zeit ein Mann zuständig, der hier nur im Hintergrund zu sehen ist. Peter Köcher heißt er und stammt aus Halle, wo er mittlerweile wieder lebt, weil er hier eine Kampfkunstschule leitet: Ein Job, dem sich der 38-Jährige nun voll und ganz verschrieben hat.

Geist- und Körperarbeit

Wing Tsun heißt diese Spielart asiatischer Selbstverteidigungslehren, die Köcher als Trainer in den Räumen eines Seitenflügels des Stadtbads in der Schimmelstraße vermittelt. „Nahkampf“ lautet seine Bezeichnung dafür - eine vergleichsweise schlichter Begriff zur Einordnung in einer schier unüberschaubaren Szene mit kaum unterscheidbaren Angeboten. Deren Gemeinsamkeit aber zumindest darin zu liegen scheint, dass es jeweils von „Meistern“ vermittelte, „ganzheitliche Lehren“ gibt, die weniger auf Kraft als auf höchste Geistesgegenwart und Körperbeherrschung setzen - und einschwören.

Augenblicke der Stärke

Und was wäre dann das Besondere an seiner Lehre? Peter Köcher weist auf das weitgehende Fehlen von Äußerlichkeiten hin: Gekämpft werde in einfacher Sportkleidung. Normalerweise gebe es keine Rangabzeichen, auch keine Wettkämpfe, keine Bundesliga oder dergleichen. Denn den Anhängern dieser ursprünglich aus einem eher aristokratischen chinesischen Milieu stammenden Kampfkunst genügt offenbar meist schon das Wissen um ihre eigene Stärke. Oder das Wissen darum, in bedrohlichen Augenblicken die gerade erforderliche Stärke zeigen zu können. Ein Gefühl der Stärke, „das auch auf den Rest des Lebens ausstrahlt“, wie Peter Köcher an seinen Vereinsmitgliedern beobachtet hat.

Fortbildungen für das SEK

Zu denen gehören alle Altersklassen: von Schülern bis hin zum pensionierten Professor - Frauen und Männer und Mitstreiter aus mittlerweile sehr vielen Nationen. Auch die hallesche Theaterpädagogin Sylvia Werner gehört mit dazu - und hat mit Köcher schon so manches gemeinsame Projekt an Schulen auf die Beine gestellt. Quasi als Brückenschlag zwischen Kampf und Kunst: Was ja beides fürs Leben gleichermaßen nützlich sein soll.

Außer an Jugendliche gibt Köcher sein Können übrigens auch an Polizisten, die bei ihm trainieren, weiter. Und er gibt sogar Kurse bei Fortbildungen der Sondereinsatzkommandos (SEK). In Halle betreiben mittlerweile 70 Mitglieder Wing Tsun. Die Schule besteht seit genau 25 Jahren: Ein Grund zum Feiern - was die Kampfkünstler am kommenden Freitag ab 18 Uhr auch tun wollen - und zwar mit einer Art Tag der offenen Tür. (mz)

Peter Köcher in der Wing-Tsun-Kampfkunstschule im Stadtbad.
Peter Köcher in der Wing-Tsun-Kampfkunstschule im Stadtbad.
Jens Schlüter Lizenz