Per Chat zur Ausbildung Per Chat zur Ausbildung: Arbeitsagentur bietet für Beratung jetzt Videokonferenzen an

Halle (Saale) - Ivonne Kleiber setzt die Schutzmaske ab. Für das Gespräch, das die Berufsberaterin der Agentur für Arbeit gleich mit Jugendlichen führen wird, benötigt sie keinen Mindestabstand oder die Mund-Nasen-Bedeckung. Die junge Frau spricht in einem Videochat mit Schülern, die auf der Suche nach einem passenden Ausbildungsplatz Rat und Hilfe brauchen.
Behörde erweitert ihr digitales Angebot
„Im Vergleich mit einer Telefonberatung hat der Videochat den Vorteil, dass ich anhand der Mimik und Gestik sehe, ob der Jugendliche meinen Hinweisen folgen kann. Außerdem könnte ich Präsentationen zeigen“, sagt Kleiber. Angesichts der Corona-Pandemie weitet die Arbeitsagentur in Halle ihre digitalen Angebote aus.
Behördenleiterin Petra Bratzke ist zufrieden und stolz auf ihr Team. „Mit Beginn der Coronakrise haben wir alle Prozesse komplett umgestellt“, erzählt sie. Und im Gegensatz zu manchen anderen öffentlichen Einrichtungen habe man an dem Konzept auch im Sommer weitergefeilt, als das Coronavirus scheinbar seinen Schrecken verloren hatte. „Wir sind unseren Weg weitergegangen.
Behörde in der zweiten Welle weiterhin offen aber mit Corona-Schutzmaßnahmen vor Ort
Es ist wichtig, dass Mitarbeiter wie unsere Kunden maximal geschützt sind. Und natürlich wollen wir alle unsere Angebote auch beibehalten, die gerade in diesen unsicheren Zeiten gebraucht werden.“ Im Gegensatz zum Frühjahr, als auch die Agentur zeitweise geschlossen wurde, um das Infektionsrisiko zu senken, ist das Gebäude in der zweiten Welle nach wie vor offen. Allerdings können Hilfesuchende nur nach einer vorherigen Terminabsprache zur Beratung in der Agentur kommen.
Der Wachschutz hat die Namensliste. Die Kunden werden dann zu den Beratern gebracht. Im Haus selbst gilt ein Einbahnstraßensystem. Zudem wurden so genannte Coronabüros eingerichtet. Sie sind größer und erlauben es auch, dass Kunden in Begleitung die Beratungen in Anspruch nehmen können - während die Mitarbeiter der Agentur hinter sicheren Plexiglasscheiben sitzen.
Fünf MitarbeiterInnen für den Videochat
Der Videochat ist indes ein neuer Service. „Wir haben Mitarbeiter speziell geschult und sind seit zwei Wochen quasi auf Sendung“, erzählt Tilo Kurth, Teamleiter für die Berufsberatung. Um mit einem Berufsberater chatten zu können, benötigen Jugendliche nur ein passendes Endgerät wie einen PC, ein Tablet oder auch nur das Smartphone. Per Mail bekommen die Gesprächspartner ihre Einladungslinks zugeschickt.
Die Arbeitsagentur habe das entsprechende Programm speziell für diesen Einsatz entwickeln lassen. „Aktuell haben wir fünf Arbeitsplätze für das Chatten vorgesehen. Bis Ende des Jahres wollen wir die Zahl verdreifachen, weil in dieser Form der Kommunikation die Zukunft liegt“, sagt Teamleiter Kurth.
Der Ausbildungsmarkt sei nicht zusammengebrochen
Wie der Arbeitsmarkt auf den zweiten Lockdown reagiert, vermag Petra Bratzke nicht zu prognostizieren. „Nach einer gewissen Schockstarre haben wir die erste Welle der Pandemie vergleichsweise glimpflich überstanden. Aber diese Erfahrungen helfen uns jetzt nur bedingt weiter.“ Entscheidend sei, wie schnell die versprochenen Bundeshilfen fließen. Die Agentur sei jedenfalls gerüstet, etwa die Anträge auf Kurzarbeitergeld so schnell wie möglich zu bearbeiten.
Wartezeiten soll es jedenfalls nicht geben. Und auch der Ausbildungsmarkt sei nicht zusammengebrochen. Zwar gebe es im Raum Halle etwa zehn Prozent weniger Bewerber als noch im Vorjahr. Das liege aber an der Demografie und nicht an Corona. „Der Markt sucht weiter Fachkräfte“, sagt sie.
››Die Agentur für Arbeit hat alle ihre Angebote digital auf einer Internetseite gebündelt. Erreichbar ist sie unter arbeitsagentur.de/eServices. (mz)