Paulus-Chor Paulus-Chor: Ein Klangkörper in Ekstase

Halle/MZ - Der Tag ist aus dem kollektiven deutschen Gedächtnis nicht mehr wegzudenken. Beinahe alle Facetten menschlichen Daseins, menschlicher Kraft und Ohnmacht spiegeln sich in dem nahezu schicksalhaften Datum 9. November. Es kann als Anlass zu stillem Gedenken, zum kraftvollen Aufbegehren, aber auch für klangvolle Freudenfeste dienen.
In letzterer Weise jedenfalls kann die Draufsicht von Kantor Andreas Mücksch auf diesen Tag interpretiert werden. Denn just letzten Samstag, dem jüngsten Tag mit diesem Datum, brachte er gemeinsam mit seinem Paulus-Chor und der Staatskapelle zwei regelrecht jubelnde, euphorisch ausschwingende Werke in der voll besetzten Pauluskirche zu Gehör. Mochte der Paulus-Chor auch optisch mit einem großen Überhang an Frauenstimmen aufwarten – klanglich mischte sich das letztlich auf verblüffende Weise, und es erstaunte besonders die Geradlinigkeit der Sopranstimmen, die fast an Knabenchortraditionen denken ließ.
Aus dem Solisten-Trio ragte ganz klar die den Hallensern noch bestens in der Erinnerung verankerte Sopranistin Martina Rüping heraus. Ihre hohe, mühelos aufsteigende Stimme bot alles, was für diese Art von Werken vorhanden sein muss. Denn der in Deutschland eher selten zu Gehör kommenden französischen Kirchenmusik huldigte ihr klangschöner Sopran ebenso wie das feinausdifferenzierte Orchester, das dieser speziellen Musik mit dem genau passenden Klangteppich diente.
Und es schlägt schon aufs Herz, rüttelt am Inneren, wenn rhythmisch Becken und große Trommel zusammen erklingen, darüber Unisono-Chorstimmen, Harfen, flirrende Streicher. Da ist er dann, der typisch französische Klang. Immer ein bisschen zu sentimental, immer ein bisschen zu gefühlsselig, immer ein bisschen zu ekstatisch – aber so schön! Charles Gounods „Cäcilienmesse“ (1855) und Georges Bizets als Jugendwerk 1858 entstandenes und erst 1970 uraufgeführtes „Te deum“ waren es, die das Zuhörer-Rund in der Kirche in Entzücken versetzten.
Zu Recht! Zeigt sich doch eine kontinuierliche Entwicklung dieses Klangkörpers, der vorrangig aus sangesfreudigen Laien dieses schönsten halleschen Stadtviertels besteht und der sich klug von engagierten und immer noch begeisterungsfähigen Profis im Orchester assistieren ließ und so ein musikalisches Ergebnis und Erlebnis erzielte, das sich weit mehr als nur hören lassen konnte.