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Osttangente Osttangente: Halle rettet die Eidechsen

Von michael Tempel 25.03.2014, 21:33
Die Zauneidechsen-Männchen fallen durch ihre hellgrüne Färbung auf.
Die Zauneidechsen-Männchen fallen durch ihre hellgrüne Färbung auf. DPA/Archiv Lizenz

Halle (Saale)/MZ - Das Männchen ist wunderbar hellgrün gefärbt. Das Weibchen kommt schlicht grau-braun daher: Die Zauneidechse (Lacerta agilis) beeinflusst in Halle bereits zum zweiten Mal in kurzer Zeit ein großes Bauvorhaben. Wie das Rathaus mitteilte, soll im Herbst der Weiterbau der Osttangente beginnen. Voraussetzung ist allerdings, dass die streng geschützte Zauneidechse, die im künftigen Bereich der Trasse lebt, nicht gefährdet wird. Deshalb müssen die etwa zehn Zentimeter langen Reptilien im Sommer umgesiedelt werden.

Wie Vize-Stadtsprecher Markus Folgner sagte, schreibe das Bundesnaturschutzgesetz eine solche Maßnahme für den vierten und letzten Bauabschnitt der Osttangente vor. Ihm zufolge sollen die Eidechsen von einem beauftragten Biologen an der B 100, entlang still gelegter Bahnanlagen, an der Berliner Straße sowie im Bereich des Hobergwegs und der Reideburger Landstraße eingesammelt werden. Angesiedelt würden die Tiere dann in einem Gelände nördlich der B 100 nahe des Goldbergs. „Die Kosten belaufen sich auf 150 000 Euro“, so Folgner. Einen ähnlichen Aufwand zur Rettung von Zauneidechsen hatte bereits die Deutsche Bahn AG betrieben. Vor dem Umbau des Güterbahnhofs wurden 2012 insgesamt 128 Echsen gefangen und in ein eigens geschaffenes Schutzgebiet nahe der Berliner Brücke umgesiedelt. Kosten der Aktion: rund 200 000 Euro. Nach den Bauarbeiten sollen die Tiere aus ihrem Reservat in das Areal des Güterbahnhofs zurückkehren.

Schotter als Versteck vor Feinden

Zankapfel beim letzten Bauabschnitt der Osttangente war vor allem der Lärmschutz. Anwohner hatten gefordert, die Trasse kurz vor der künftigen Anbindung an die B 100 als Unterführung unter der querenden Berliner Straße und unter Bahnanlagen anzulegen. Rathaus und Stadtrat entschieden sich aber für eine Brücke. Lärmschutzmaßnahmen für rund 700.000 Euro (Flüsterasphalt, Schutzwände) sollen die Lärmbelastung verringern. (mit)

Es ist kein Zufall, dass sich die Eidechsen ausgerechnet an Straßenböschungen und Bahnanlagen tummeln. Der Schotter an Gleisen zählt zu ihren bevorzugten Lebensräumen. Dort finden sie viele Verstecke vor Feinden. Die Steine eignen sich zudem wunderbar für das bei den Echsen so beliebte Sonnenbad. Das bringt die wechselwarmen Tiere, die sich räuberisch von Insekten und Würmern ernähren, auf „Betriebstemperatur“.

Nun also Eidechsenalarm an der Osttangente. Die Trasse (offiziell „Europachaussee“) soll die B 91 im Süden Halles einmal mit der B 100 im Nordosten verbinden und die Innenstadt vom Verkehr entlasten. Gesamtkosten: rund 93 Millionen Euro. Nach der Fertigstellung, die eigentlich bereits 2014 erfolgen sollte, wird die Umgehung acht Kilometer lang sein. Bislang endet die Trasse an der Delitzscher Straße. Der Baustart für das letzte, 2,7 Kilometer lange und 27,4 Millionen Euro teure Teilstück bis zur B 100 war wegen langer Debatten im Stadtrat, wegen des Widerstands von Anwohnern und zuletzt wegen Unklarheiten zur Förderung durch das Land immer wieder verschoben worden.

Die Eidechsen sollen an der B 100, entlang still gelegter Bahnanlagen, an der Berliner Straße sowie im Bereich des Hobergwegs und der Reideburger Landstraße eingesammelt werden.
Die Eidechsen sollen an der B 100, entlang still gelegter Bahnanlagen, an der Berliner Straße sowie im Bereich des Hobergwegs und der Reideburger Landstraße eingesammelt werden.
MZ/Lampert Lizenz
Zankapfel beim letzten Bauabschnitt der Osttangente - auf dem Foto ist das Endstück an der Delitzscher Straße zu sehen - war vor allem der Lärmschutz.
Zankapfel beim letzten Bauabschnitt der Osttangente - auf dem Foto ist das Endstück an der Delitzscher Straße zu sehen - war vor allem der Lärmschutz.
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