Ostrau Ostrau: Publikum feiert indonesisches Gamelan-Orchester
ostrau/MZ. - Navigationssysteme sind nicht allwissend. Das bekamen die überaus zahlreichen Konzertgäste am Samstag in der Schlosskirche Ostrau zu spüren: Das Navi hatte die Fahrzeuge mit den großen Gamelan-Instrumenten nach Ostrau bei Döbeln dirigiert. Die so entstandene Wartezeit nutzten die Künstler, um sich, einige indonesische Kulttänze und die kleineren Instrumente, vornehmlich Trommeln aus Bambus, vorzustellen. Und schon dieser kleine Konzertausschnitt konnte das Publikum total begeistern.
Java zu Gast in Ostrau - so hatten die Veranstalter der Ostrau-Gesellschaft diesen Nachmittag überschrieben. Vorstand John Palatini stellte die Parallele her. Der letzte Schlossherr zu Ostrau, Hans-Hasso von Veltheim, hatte in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts Indonesien bereist und die Bekanntschaft mit der Gamelan-Musik gemacht. In seinen Reiseberichten, die er vor allem in den 50er Jahren veröffentlichte, als er schon nicht mehr in Ostrau lebte, beschreibt Veltheim die Musik Javas sehnsuchtsvoll als "träumerisch, seelentief und wunschlos machend".
Gretel Schwörer-Kohl, Professorin für Musikethnologie an der Martin-Luther-Universität Halle, stellte das Gamelan-Orchester als mehrfach preisgekröntes Ensemble vor. Auch deshalb sei den Sängerinnen, Tänzerinnen und Musikanten diese weite Reise nach Deutschland finanziert worden. Allesamt seien sie Studenten an der staatlichen Universität Indonesia in Jakarta. Bei ihrer Pflege der traditionellen indonesischen Musik und Tanzkunst werden die Künstler vielfach unterstützt. So wird das Gastspiel, das sie neben Ostrau auch nach Berlin und Frankfurt am Main führt, von der Botschaft der Republik Indonesien in Deutschland als einem der Veranstalter gefördert. Der Kulturattaché ergriff sogleich die Gelegenheit, Indonesien mit seinen rund 17 000 Inseln und unzähligen Sprachen vorzustellen. Das Ensemble habe in seinem Repertoire auch Musik und Tänze aus Bali, Sulawesi und Java dabei, der größten Insel des indonesischen Archipels, war zu hören.
Die ungewohnten Klänge zogen die Zuhörer sofort in ihren Bann. Manche stampften den Rhythmus sogleich mit. Nach jedem Stück gab es Riesenbeifall. Trommeln, Klangorgeln aus Metall oder Bambus tragen so exotische Namen wie Suling, Gong Ageng oder Bonang. Jedes Instrument hat eine Geschichte, die eng mit Volksstämmen und ihren Ritualen verbunden ist.
Noch mehr Indonesien gab es in einer Pause im Pfarrhaus. Hier hatte Dr. Erik Dremel, Theologe und Musikwissenschaftler der Uni Halle, den Tisch reich gedeckt. Zwei Tage lang hatte er nach Original-Rezepten süße Spezialitäten gebacken. Der Erlös der Kaffeetafel fließt in die Arbeit der Ostrau-Gesellschaft. Die blickt inzwischen schon aufs nächste Jahr. Vorstand John Palatini sagt: "2013 begehen wir 300 Jahre Schloss und den 150. Todestag des Malers Carl Adolf Senff. Dessen Grab befindet sich auf dem Friedhof der Schlosskirche und muss saniert werden."