1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Orthopädische Klinik Krukenbergstraße: Orthopädische Klinik Krukenbergstraße: Abschied vom alten Haus

Orthopädische Klinik Krukenbergstraße Orthopädische Klinik Krukenbergstraße: Abschied vom alten Haus

Von Heidi Pohle 28.06.2002, 17:15

Halle/MZ. - Abende in Kliniken verlaufen meist ruhig. Doch manchmal können sie stressig, spannend und aufregend zugleich sein. Zum Beispiel dann, wenn eine ganze Klinik umzieht wie die Orthopädische in der Krukenbergstraße. Patienten, Möbel, Geräte, Geschirr und Wäsche - alles ist innerhalb von

drei Tagen in das Städtische Krankenhaus Martha-Maria Halle-Dölau geschafft worden. Damit ist nach der Urologie vom Weidenplan und der Neurologie aus der Fährstraße auch die letzte "Außenstelle" des Waldkrankenhauses nun in Dölau angekommen. Doch zuvor hatten Ärzte und Schwestern mit rund 20 Helfern vom Technischen Hilfswerk (THW), dem Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) sowie dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) Schwerstarbeit zu leisten wie vergangenen Mittwoch.

Während die Patienten noch Abendbrot essen, hantiert Schwester Jutta mit breitem Klebeband und großer Schere. Sorgfältig verschließt die Stationsleiterin beschriftete Kartons, die sich im Flur der ersten Etage stapeln. Medikamente, Spritzen, Tabletts - Dinge, die an den beiden Vortagen noch nicht auf Reisen gehen konnten - werden nun verpackt. Jeden Moment können die Helfer kommen, die die zwölf noch in der Klinik verbliebenen Patienten abholen wollen. "Über 30 Patienten hatten wir zuvor schon entlassen", sagt sie.

Derweil bringt Schwester Andrea im Laufschritt Tabletts mit Geschirr in der Küche. Flink sortiert Stationshilfe Christina Herrmann Teller, Tassen und Gläser in die Spülmaschine, stopft Abfälle in einen Sack - zum letzten Mal in der Krukenbergstraße. Das sei schon ein eigenartiges Gefühl, sagt sie und legt Teller in einen Karton - mit Papier dazwischen, damit nichts kaputt geht.

So wie sie nehmen Ärzte und Schwestern schweren Herzens Abschied von dem Haus. "Es war wie in einer großen Familie", fasst Chefarzt Dr. Gerd Knauf zusammen, "wir haben gern hier gearbeitet." Noch einmal wirft er einen Blick in den Operations-Container, der seit 1994 im Hof steht und über hochmoderne Technik verfügte. Vier bis fünf Operationen standen täglich auf dem Plan, bei denen den Patienten meist künstliche Gelenke eingesetzt wurden. Auch der Container ist nun leer; vergangene Woche wurde letztmalig operiert, erzählt Dr. Knauf mit ein wenig Wehmut.

Doch da kommen schon die Helfer - Ehrenamtliche und Männer, die statt des Wehrdienstes sechs Jahre lang je 200 Stunden für den Katastrophenschutz im Einsatz sind. Oder Umzüge als Übung absolvieren. Kurze Zeit später setzen sich drei Krankenwagen mit Patienten nach Dölau in Bewegung - mit Blaulicht. Dort werden sie von Mitarbeitern der Krukenbergstraße in Empfang genommen, die im sanierten Ostflügel alles vorbereitet haben. Das Klinikteam bleibt in der neuen Umgebung zusammen, was den Anfang in Dölau leichter macht.

Schwester Jutta stopft im gerade leer gewordenen Patientenzimmer Bettwäsche in einen Sack. Oberschwester Gerda packt Stühle und Nachtschränke auf die Betten - fertig zum Abtransport. Der lässt nicht lange auf sich warten. In Lastwagen verschwinden Kartons, Schubkästen und Betten. Während die Betten mit dem Fahrstuhl nach unten kommen, wird alles andere über die Treppen bugsiert. Zum Beispiel von THW-Zugführer Jens Stöckel, der noch eine Stunde zuvor als Bürokaufmann am Schreibtisch saß. Nun hat er mehrere Stunden schweißtreibender Arbeit vor sich; bis Mitternacht etwa, rechnet er.

Davon bekommen Ruth Spieß und die anderen vier Patientinnen nichts mit. Angezogen warten sie im Zimmer. Die vergangenen Tage seien aufregend gewesen, erzählen die Frauen, die nun wirklich die letzten Patienten der Orthopädischen Klinik sind. Schließlich erlebe man solch einen Umzug nicht alle Tage. Klappt alles? Wird auch keine Tasche vergessen? Alles geht in Ordnung. Der erste Tag in Dölau fügt sich für die Patienten nahtlos an den Alltag der Krukenbergstraße an. Nächsten Montag werden wieder alle 45 Betten belegt sein und am Dienstag operiert Dr. Knauf zum ersten Mal als Chefarzt in Dölau.