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Orthodoxes Erbe in Halle Orthodoxes Erbe in Halle: Sakrale Kellergewölbe mit ausgefallenen Fresken und Ikonen

Von Victoria Demidova 08.09.2019, 13:00
Ljuba Barth betreut als Kirchenvorsteherin die orthodoxe Hauskirche des Heiligen Kreuzes in den Franckeschen Stiftungen.
Ljuba Barth betreut als Kirchenvorsteherin die orthodoxe Hauskirche des Heiligen Kreuzes in den Franckeschen Stiftungen. Silvio Kison

Halle (Saale) - Die Russisch-Orthodoxe Hauskirche in einem Gewölbekeller in den Franckeschen Stiftungen in Halle ist nicht nur die einzige in Sachsen-Anhalt, sondern in ihrer Art sogar untypisch: Eher erinnert sie an die alten unterirdische Kirchen, die es heute so nur noch auf Kreta und in der Türkei gibt und die aus der Zeit des frühen Christentums stammen, als dessen Anhänger noch verfolgt wurden. Die Kirche besteht aus zwei Gewölben: der Vorkirche und der Kirche. Vor der Kirchentür, so das Ritual, bekreuzigen sich orthodoxe Christen. Die Frauen müssen ein Kopftuch und alle Besucher geschlossene Kleidung tragen. Erst dann dürfen sie eintreten.

Die Einzigartigkeit der Franckeschen Stiftungen zu Halle ist, dass sie alle Facetten der christlichen Glaubens auf dem Stiftungsgelände beherbergen. Die Orthodoxe Hauskirche zum Heiligen Kreuz gehört dazu. „Erst 1998 entstand in Halle eine russisch-orthodoxe Gemeinde. Davor wurden die Gottesdienste in der St. Moritz-Kirche durchgeführt“, erzählt Ljuba Barth, die Kirchenvorsteherin. Das heutige Kirchengebäude wurde zu DDR-Zeiten teilweise als Internat für Schüler genutzt, die intensiv Russisch, Polnisch und Tschechisch lernten, um im Ausland zu studieren.

Professor Goltz, ein deutscher evangelischer Theologe und Ostkirchenkundler, habe einen großen Beitrag dazu geleistet, die Orthodoxe Hauskirche in Halle aufzubauen. Er wusste viel über einstige enge Verbindungen zwischen Francke, Franckesche Stiftungen und Russland. Mit Unterstützung der orthodoxen Gemeinde entstand die Idee, diese Hauskirche für orthodoxe Christen hier zu begründen. Zwar war Goltz evangelisch, aber die orthodoxe Religion stand ihm ganz nah und er habe spannende Vorlesungen über die Religion an der Martin-Luther-Universität gehalten“, ist im Gotteshaus zu erfahren. Seit der Einweihung im Jahr 2000 hat Goltz ein Jahrzehnt lang selbst die Führungen durch die Hauskirche geleitet. Dabei soll er immer so begeistert über die Heiligen der orthodoxen Christen gesprochen haben, dass Gäste gefragt habe, zu welchem Glauben er eigentlich gehöre.

Die Fresken und Ikonen an den Wänden der beiden Gewölbe spielen eine besondere Rolle für die Kirche. Auf ihnen befinden sich Gerechte und Heilige des Alten und des Neuen Testaments sowie Szenen aus der biblischen Geschichte. Der Gestaltungsentwurf stammt von dem russischen Ikonenmaler Wladimir Stscherbinin aus Moskau, der auch die bildhafte Umsetzung mit seiner Ehefrau Marina Sinanjan in Halle realisiert hat. Die Ikonostase aus Buchenholz - das ist eine mit Ikonen geschmückte Wand mit drei Türen - wurde vom halleschen Handwerksmeister Eberhard Kull errichtet. Die Ikonen dafür malte der Erzpriester Ioann Zaretzki von der Weimarer Orthodoxen Kirche der Apostelgleichen Maria Magdalena.

Am 5. September um 16 Uhr findet hier die nächste Führung statt. Interessierte erfahren viel über die orthodoxe Konfession sowie die Heiligen in den Gewölben. Die Führung ist kostenlos. Treff: Franckeplatz 1, Haus 24.

(mz)