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Dank an anonyme Retter Organspenden: Dank an anonyme Retter - Was ein Experte aus dem Klinikum von der Politik einfordert

Von Dirk Skrzypczak 03.09.2018, 10:00
Die Sozialministerinnen aus Sachsen-Anhalt und Thüringen, Petra Grimm-Benne (rechts) aus Heike Werner (links), pflanzen mit der sächsischen Staatssekretärin Regina Kraushaar einen Baum im Park des Dankens und Erinnerns.
Die Sozialministerinnen aus Sachsen-Anhalt und Thüringen, Petra Grimm-Benne (rechts) aus Heike Werner (links), pflanzen mit der sächsischen Staatssekretärin Regina Kraushaar einen Baum im Park des Dankens und Erinnerns. Silvio Kison

Halle (Saale) - Bis zu sieben Organe kann ein Mensch spenden - die Nieren, die Lungen, das Herz und die Bauchspeicheldrüse. „Jeder Spender schenkt kranken Menschen durch ein Organ im Durchschnitt zehn Lebensjahre“, sagt Professor Paolo Fornara, Chef der Urologie am Universitätsklinikum in Halle. Und er kennt die Gefühlswelt der Menschen, die einem Spender ihr weiteres Leben verdanken. Und ebenso weiß er um ihren Wunsch, etwas über die Spender zu erfahren. In Deutschland ist das verboten. Spender bleiben anonym. „Das ist eines der größten Geheimnisse der Medizin“, sagt Fornara.

Um den Spendern dennoch ein Gesicht zu geben und um auf die Notwendigkeit von Organspenden hinzuweisen, gibt es seit nunmehr zehn Jahren in Halle am Holzplatz den Park des Dankens, des Erinnerns und des Hoffens. Dass für Spender Bäume gepflanzt werden, über 100 sind es schon, ist in dieser Form bundesweit einmalig. Am Samstag kamen weitere dazu.

Organspenden erfordern eine hohe medizinische und menschliche Kompetenz

Mit einem Festakt wurde das Jubiläum durch die Stadt und den Verein zur Förderung der Organspende gefeiert. „Organspenden erfordern eine hohe medizinische und menschliche Kompetenz. Wir danken den Kliniken, die sich trotz großer Arbeitsbelastung dafür einsetzen und die Angehörigen der Organspender mit hoher Anteilnahme begleiten“, sagte Sachsen-Anhalts Sozialministerin Petra Grimm-Benne (SPD).

Auch die Gesundheitsministerien aus Sachsen und Thüringen beteiligten sich an der Festveranstaltung, in deren Rahmen drei Krankenhäuser für ihr Engagement beim Thema Organspenden ausgezeichnet wurden: das Uni-Klinikum in Halle, das Sana-Klinikum im sächsischen Borna sowie die Zentralklinik Bad Berka im Thüringer Wald.

Professor aus Halle: Ehrungen bedeuten nicht, dass diese Kliniken besonders viele Organe entnehmen

„Diese Ehrungen bedeuten nicht, dass diese Kliniken besonders viele Organe entnehmen. Es ist vielmehr eine Würdigung der Arbeit, wie diese Häuser mit dem Thema umgehen“, sagt Professor Fornara. Schließlich gebe es noch viel zu tun. „Bundesweit steht ein Großteil der Menschen Organspenden aufgeschlossen gegenüber. Im internationalen Maßstab liegen wir bei den tatsächlichen Spenden aber nur auf Platz 30 - direkt hinter dem Iran“, sagt Fornara.

Diese Diskrepanz zeige doch, „dass politisch etwas nicht stimmen kann“. Transplantationsexperten wie Fornara fordern daher eine Reform der gesetzlichen Regelungen. Und die Politik bewegt sich scheinbar, wie es Fornara formuliert. So liegt seit Freitag der Referendarentwurf eines novellierten Transplantationsgesetzes vor. Nach allem, was bislang durchsickert, soll die Rolle der Transplantationsbeauftragten in den Kliniken gestärkt werden. Außerdem sollen Krankenhäuser für Organentnahmen besser bezahlt werden.

Stadt Halle will Park des Erinnerns weiter zu einem Ort der Begegnung entwickeln

„Das kann für Krankenhäuser eine entscheidende Motivation sein“, sagt Fornara. Er spricht sich zudem für eine offene Diskussion darüber aus, wie streng die gesetzlichen Normen für Organspenden sein müssen. Andere Staaten verfolgten liberalere Ansätze - „und zwar ohne Angst vor Missbrauch haben zu müssen“.

Die Stadt Halle will unterdessen den Park des Erinnerns weiter zu einem Ort der Begegnung entwickeln: Ein Grünzug soll den Park mit dem Holzplatz verbinden. Dort baut die Stadt ein Planetarium und eine Schule. (mz)