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Park des Dankens, Erinnerns und des Hoffens am Holzplatz Organempfänger bedanken sich mit Baumpflanzungen in Halle bei ihren Spendern

Am Holzplatz haben Organempfänger als Zeichen ihrer Dankbarkeit neue Bäume gepflanzt. Warum die Geste auch für die Spenderfamilien bedeutend ist.

04.09.2022, 18:43
Auch wenn sie nicht so lang halten wie die gepflanzten Bäume: Die aufgehängten weißen „Liebesbriefe“ wurden an verstorbene Angehörige geschrieben, die zu Organspendern wurden
Auch wenn sie nicht so lang halten wie die gepflanzten Bäume: Die aufgehängten weißen „Liebesbriefe“ wurden an verstorbene Angehörige geschrieben, die zu Organspendern wurden Foto: Denny Kleindienst

Halle (Saale)/MZ - Norbert Becker aus Naumburg war schon mehrmals bei solchen Veranstaltungen. An diesem Samstag wurden am Holzplatz in Halle zwei weitere Bäume im sogenannten „Park des Dankens, Erinnerns und des Hoffens“ gepflanzt. Initiiert hat die Aktion die Deutsche Stiftung Organtransplantation zusammen mit dem halleschen Verein zur Förderung der Organspende. Empfänger von Organen waren nach Halle gekommen, um die Bäume zu pflanzen - aus Dankbarkeit.

Der 65-jährige Norbert Becker vertritt die andere Seite. Seine Frau ist 2018 nach einer Hirnblutung gestorben. Schon viele Jahre zuvor hatten beide sich Gedanken zur Organspende gemacht und sich dafür entschieden, erzählt er. An einem Samstagnachmittag sei seine Frau dann mit dem Hubschrauber nach Leipzig ins Krankenhaus gebracht worden. Kurz darauf habe die Ärztin ihn angerufen, dass keine Hoffnung bestehe und man reden müsse. Am darauffolgenden Montag starb seine Frau. Becker sagt, ihre zwei Nieren und ein weiteres Organ wurden gespendet. Er weiß nicht, wer die Organe bekommen hat. Nur, dass sie erfolgreich transplantiert worden sind.

Bewegende Geschichten

Auf die Frage, ob die Organspende ihm in seiner Trauer geholfen hat, sagt er: „Ich finde, das macht den Verlust leichter. Im Moment des Todes natürlich nicht.“

Und es bewegt ihn, wenn er die Geschichten von Menschen hört, die aufgrund einer Spende weiterleben können. So widmete an diesem Tag Christine Köthe aus Magdeburg den Baum, den sie pflanzte, ihrer Schwester, deren Niere sie 16 Jahre lang in sich trug. Letztes Jahr hat die Niere versagt, seither ist die Magdeburgerin wieder an der Dialyse. „Doch ich bin dankbar für diese 16 Jahre.“

Ein weiterer Organempfänger berichtete von seinen zwei Geburtstagen, die er mittlerweile habe. Bald feiere er seinen 60. Geburtstag, doch auch sein zehnter Geburtstag stehe bevor. So lange ist er bereits Organempfänger.

Unbegfriedigende Situation in der Organspende

Es ist inzwischen 14 Jahre her, dass in dem Park in Halle der erste Baum gepflanzt wurde. Laut Halles Sozialbeigeordneter Katharina Brederlow (SPD) hält er auch die Erinnerung an ein wichtiges Thema wach. „Die Situation der Organspende ist nach wie vor unbefriedigend“, sagte sie.

Christa Wachsmuth, die Vorsitzende des halleschen Fördervereins, die früher selbst als Ärztin im Transplantationszentrum in Halle tätig war, verwies auf die Notwendigkeit, beim Thema Organspende zu Lebzeiten eine Entscheidung zu treffen. „Ein ja schenkt Leben“, sagte sie.

Es wurden an diesem Tag auch „Liebesbriefe“ im Park aufgehangen, verfasst haben sie die Angehörigen von Verstorbenen, die zu Spendern wurden. Auf einem Brief an den lieben Opa war zu lesen: „Besonders war, dass du Erdnüsse mit einer Pinzette gegessen hast. “