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Notärzte sind im Dauerstress

Von Jan Möbius 03.12.2007, 18:57

Halle/Saalekreis/MZ. - Vor allem zwischen 9 und 13 Uhr geraten die regulären halleschen Notärzte immer öfter an ihre Leistungsgrenze. Dr. Karsten zur Nieden, ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes in Halle, räumt ein: "In Spitzenzeiten kann es in Halle und auch in den umliegenden Gebieten zu Engpässen kommen."

"Das derzeitige Notarztsystem für Halle und den ehemaligen Saalkreis ist hoch beansprucht", betont er. Rund 16 000 Einsätze kämen im Jahr zusammen. Innerhalb von 20 Minuten, so will es der Gesetzgeber, müssen die Mediziner an einem Notfallort eingetroffen sein. Doch nicht immer ist der lebensrettende Arzt verfügbar, weil er an anderer Stelle helfen muss. Sollte die Hilfsfrist auf dem Straßenweg nicht eingehalten werden können, müsse man auf einen Rettungshubschrauber zurückgreifen, der den Notarzt zur Einsatzstelle bringt. Auch aus benachbarten Landkreisen könnten Mediziner angefordert werden.

Zur Nieden: "Möglicherweise muss aufgrund weiter steigender Einsatzzahlen, besonders durch die zu erwartende demographische Entwicklung, in der mittelfristigen Planung über eine Erweiterung der notärztlichen Kapazität entschieden werden."

Derzeit sind laut zur Nieden zwischen 7 und 19 Uhr drei speziell geschulte Mediziner im Einsatz, zwei in den Nachtstunden. Sollte dieses Potenzial ausgeschöpft sein, könne auf die Hubschrauber im Luftrettungszentrum Leipzig / Halle bei Dölzig zurückgegriffen werden. Sind auch die bereits im Einsatz, stehe "ausnahmsweise einer der Intensiv-Verlegungshubschrauber aus Oppin" zur Verfügung.

Auch die Feuerwehr in Halle reagiert auf mögliche Engpässe im Rettungsdienst. Derzeit wird beraten, speziell ausgebildetes Personal mit Löschfahrzeugen zu lebensbedrohlichen Situationen zu schicken, wenn kein Rettungswagen verfügbar ist. Diese Ersthelfer der Berufsfeuerwehr - allesamt als Rettungssanitäter oder -assistenten ausgebildet - sollen dann etwa bei Kreislaufstillständen schnell mit der Wiederbelebung beginnen, bis der Notarzt eintrifft. Dazu werden auf den Feuerwehrfahrzeugen zusätzliche medizinischen Geräten gelagert. In anderen Großstädten gibt es laut einem Feuerwehrsprecher bereits positive Erfahrungen.