Nordfriedhof in Halle Nordfriedhof in Halle: Trauerstätte mit Hoffnungssymbol

Halle (Saale) - Die Beerdigungsstätte am Wasserturm-Nord ist unter Halles Friedhöfen vielleicht am wenigsten bekannt - bisher. Wohl auch, weil insbesondere der Stadtgottesacker, aber auch der Gertraudenfriedhof mit großartiger Architektur und Kunst so viel berechtigte Aufmerksamkeit auf sich ziehen: Und damit auch Maßstäbe setzen in Sachen Trauerkultur. Doch was das angeht, wird nun ausgerechnet auf dem Nordfriedhof ein ganz neuer Akzent gesetzt - und pünktlich zum Totensonntag, kann dort nun ein neuer Gedenkort in Augenschein genommen werden. „Herbst“ heißt das Objekt, das der hallesche Keramikkünstler und Burg-Absolvent Hermann Grüneberg im hinteren Teil des Friedhofs auf die Wiese gesetzt hat.
Es soll der Mittelpunkt eines Baumbestattungsfelds werden, das dort neu angelegt wird, erläutert Friedhofsverwalter Hartmut Bade. Denn ein anderes solches Feld, das es auf dem Nordfriedhof schon gibt, sei bereits fast voll belegt, so dass nun die Kapazitäten für diese zwar noch ziemlich junge aber mittlerweile oft gewählte Bestattungsform erweitert werden müssten. Standort ist eine Wiese mit zwei sehr alten Bäumen, einem Ahorn und einer Eiche. Hinzu kommen noch junge Bäume, die an ihrer Seite nachgepflanzt werden.
Netzwerk der Zuneigung und Erinnerung
Und dazwischen steht nun als eine Art Denkmal ein steinernes Baumfragment - Ergebnis eines sauberen Sägeschnitts, wie es aussieht. Die auch etwa baumstumpfhohe Plastik ist Mittelpunkt eines Objekts, das einerseits detailreich ist und anderseits auf Anhieb einen plausiblen Gesamteindruck verschafft. An dem offenbar seiner Rinde entkleideten Baumstumpf werden - unter anderm mit den Jahresringen - Lebensspuren sichtbar gemacht. Und in die Pflasterung ringsum sind mosaikartig dargestellte Blütenblätter eingelassen: Vier sind es insgesamt, eine Vollständigkeitszahl also.
„So absolut wie ein Baumschnitt ist auch der Tod“, erläutert Grüneberg seinen Grundgedanken, an dessen Symbolik er dann konsequent anknüpft, indem er aus den umgebenden Wurzeln quasi neues Leben sprießen lässt. Und - damit noch nicht genug - sind zwischen den Blütenblättern, die den Baumstumpf umschließen, Verbindungslinien sichtbar: Ein Netzwerk der Zuneigung und Erinnerung kann und sollte da also wachsen oder standhalten - um den verstorbenen Menschen herum, der eine Familie oder einen Freundeskreis (idealerweise beides) bislang zusammengehalten hat. Und der es nun, kraft der Erinnerung seiner Hinterbliebenen, vielleicht auch weiterhin tun könnte - wenn man ihn lässt.
Das, und sicherlich noch mehr, könnten die Denkanstöße sein, die sich mit dem neuen Denkmal für vergangenes wie für weitergehendes Leben verbinden.