Nominiert für Bürgerpreis Nominiert für Bürgerpreis : Bernd Hofestädt hat so manche Stadthistorie neu entdeckt

Halle (Saale) - Wer mit Bernd Hofestädt ins Gespräch kommt und nur ein wenig an Stadtgeschichte interessiert ist, der sollte Zeit mitbringen. Der 72-Jährige beschäftigt sich seit Jahren mit großem Engagement mit Familienforschung und Denkmalpflege. Wenn er ins Erzählen kommt , erfährt man viel Interessantes und es wird bisweilen spannend.
„Ich habe mich schon immer für Historie interessiert“, sagt der Mathematiker im Ruhestand, der einst zu DDR-Zeiten bei Robotron Programmierer und nach der Wende zwanzig Jahre lang in der Denkmalpflege tätig war.
Bernd Hofestädt: Archivgut wird gepflegt
Vor gut 40 Jahren begann er, die eigene Familiengeschichte zu untersuchen. Er sammelte Urkunden und Belege und merkte, dass man Hilfe brauchte, beispielsweise beim Lesen alter Dokumente. Er schloss sich der Kulturbund-Untergruppe an, die sich mit Familienforschung beschäftigte. Erst nach der Wende wurde ihm bewusst, wie stark die Gruppe „beobachtet“ wurde. „Aber das Dilemma mit der Familienforschung ist, dass man, wenn man sie begonnen hat, nicht wieder aufhören kann“, sagt Hofestädt. „Man kommt nie an den Punkt, wo man sagen kann: Ich weiß jetzt alles.“
1990 war er Gründungsmitglied des Vereins der Hallischen Familienforscher „EKKEHARD“, der sich die wissenschaftliche Pflege, Forschung und Förderung der Genealogie auf die Fahnen geschrieben hat. Der Vereinsname bezieht sich auf die Tradition des Halleschen Genealogischen Abends „Ekkehard“ in den 1920er Jahren. Seit der Gründung des Vereins ist Hofestädt dessen erster Vorsitzender und Schriftleiter, verantwortet seit 1993 die Herausgabe der Vereinszeitschrift, die vierteljährlich erscheint.
Schon in den 80er Jahren hatten die Hallischen Familienforscher ausgeprägte Beziehungen zur Marktgemeinde. „Wir haben dort viele Aufräumarbeiten gemacht“, erzählt er und erinnert sich an den Taubendreck auf und zwischen etlichen Büchern und einen zerfledderten Schuhkarton mit der Totenmaske Luthers. „Eine unserer wichtigsten Aufgaben ist die Pflege des Archivguts“, erklärt er. Seit mehr als zehn Jahren engagiert sich Hofestädt zudem im Verein Bauhütte Stadtgottesacker.
Für sämtliche Bildhauerarbeiten an den Schwibbögen führte er umfangreiche genealogische Forschungen durch. Die Ergebnisse daraus bildeten dann die Grundlage für die zeitgenössischen neuen Gruftbögen, die Gestaltung der Schlusssteine in den Bögen, die Inschriften sowie den Informationstafeln in den Grufträumen. Für jeden Schibbogen hat Hofestädt ein Blatt angelegt, auf dem die Quellen zusammengefasst sind und die Belegungsgeschichte der Bögen erzählt wird.
Bernd Hofestädt: Führungen werden angeboten
Dabei gelangte er teils zu überraschenden Erkenntnissen. Er hat den Wunsch, gemeinsam mit anderen Mitgliedern des Vereins ein Schwibbogen-Buch zu erstellen. „Mit jedem Bogen, den wir gemacht haben, haben wir schließlich ein Stück Stadtgeschichte freigelegt“, sagt er. Doch Hofestädt beschränkt sich in seiner ehrenamtlichen Tätigkeit nicht nur auf die Recherchearbeit. Er lässt auch andere Menschen an seinen Ergebnissen teilhaben. So bietet er seit Jahren themenbezogene Führungen über den Stadtgottesacker kostenlos an.
„Sein Engagement war eine der entscheidenden Voraussetzungen, dass die Bauhütte Stadtgottesacker 2018 in Straßburg die höchste Auszeichnung Deutschlands in der Denkmalpflege, die silberne Halbkugel, erhalten konnte“, sagt Peter Dahlmeier, einer der treibenden Kräfte des Vereins. (mz)