Niemberg Niemberg: Schüler auf Spuren der Dampflok
niemberg/MZ. - Niklas Anspach aus der Klasse 3c der Landsberger Bergschule ist voll konzentriert. Kräftig schlägt mit einem Hammer auf den kleinen Meißel, der seine Spitze in die Kupferplatte drückt. Vor dem Neunjährigen liegt eine Bleistiftskizze. Zu sehen ist eine alte Dampflok. Niklas will sie auf die Kupferplatte übertragen. Josephine Gallrein hat als Modell für ihr Kunstwerk einen alten Kohlewagen gewählt. Sie überträgt ihre Zeichnung nicht auf Kupfer, sondern modelliert eine Tonplatte.
Die 22 Schüler aus Landsberg nehmen an einem Projekt des Vereins Alte Brennerei Niemberg teil, das inzwischen seine fünfte Auflage erlebt. "Wir haben die Begeisterung der Kinder zum Anlass genommen, wieder ein neues Thema zu entwickeln", sagt Vereinschef Jens Prinzing. Diesmal erforschen die Schüler "Wie die Dampfmaschine zu uns kam - Industrialisierung und Bahnstreckenbau im Saalekreis". Damit einher gehe die Suche nach Manufakturen, Werkstätten und Fabriken sowie der Gewinnung von Bodenschätzen.
Die Vorbereitung der kreativen Arbeit ist umfangreich. "Wir gehen auf Spurensuche vor Ort", sagt Klassenlehrerin Anke Besser. Alte Bahnstationen und Bahnhöfe wie in Reußen und Landsberg-Süd wurden besucht, fotografiert und skizziert, Texte geschrieben, ein Video gedreht. Die Mädchen und Jungen haben auch den alten Lokschuppen in Halle besucht und durften dort eine Dampflok erkunden. "Alle waren von dieser Aufgabe begeistert", so Besser.
Nun geht es im Kunstatelier des Vereins Alte Brennerei darum, das Ausgangsmaterial quasi zu einem Diamanten zu schleifen. Hilfe hat der Verein wie bei jedem Projekt organisiert. Da sind die Keramikkünstlerin aus Brachwitz, Beatrix Weißflog, der Fotograf Gottfried Hammermüller und Hartmut Herrmann, Werkstattleiter im Bereich Design an der Hochschule Burg Giebichenstein. Alle drei haben Spaß an der Arbeit mit den Kindern. "Es ist wirklich erstaunlich, mit welchem Eifer sie bei der Sache sind", sagt Beatrix Weißflog. Alle Tonmodelle werden im Ofen des Ateliers gebrannt. Und wenn das Projekt abgeschlossen sein wird, sollen die schönsten Keramiken die Ausstellung des Vereins bereichern.
Das Projekt passt in mehrere Unterrichtsfächer - Geschichte, Sachkunde und Kunst. Es umfasst Theorie und Praxis und am Ende steht ein Ergebnis, "das man mit den Händen greifen kann", so Prinzing. Neben dem großen Tonrelief soll es auch eine interaktive Karte der Spurensuche und einen Videofilm über die Entstehung der Kunstwerke geben.
Im Schnitt nehmen acht bis zehn Schulen und Gymnasien aus dem Saalekreis in verschiedenen Klassenstufen an den Projekten des Vereins teil. Diesmal sind es 250 Schüler im Alter von acht bis 18 Jahren. Da es sich um einen Wettbewerb handelt, wird die beste Gruppe mit einer Reise ausgezeichnet. Zu den bisher schönsten Arbeiten zählen die Filme über die Enstehung der Kunstwerke und die Jahreskalender.