Niemberg Niemberg: Alte Brennerei vorm Verfall gerettet
Niemberg/MZ - „Wir haben vor, ein Dorfgemeinschaftshaus samt Heimatmuseum und einer Seniorenbegegnungsstätte einzurichten, Möglichkeiten für größere Feiern zu schaffen, dem Karnevalsverein Räumlichkeiten anzubieten und insgesamt durch Veranstaltungen das Dorfleben zu bereichern und das Brauchtum zu fördern“, sagte Jens Prinzig, Vorstandsvorsitzender des Vereins „Alte Brennerei Niemberg“, Ende September 2003. Das war genau einen Tag nach der Gründungsveranstaltung des Vereins.
Heute, zehn Jahre später, kann dieser nicht nur einfach seinen zehnten Geburtstag feiern, sondern auch auf viel Arbeit und Engagement sowie eine wahre Erfolgsgeschichte schauen. „Die Idee, einen solchen Verein zu gründen, entstand eigentlich am Stammtisch“, erinnert sich Prinzing heute. Hintergrund war, dass das Gelände der alten Brennerei in Niemberg brachlag, das Haupt- sowie die Nebengebäude völlig desolat waren. Es stand die Frage, ob das Areal einfach verkauft werden sollte oder wie man den Verfall der historischen Bausubstanz aufhalten und sie einer neuen Nutzung zuführen könnte.
Am 25. September 2003 fanden sich 45 Gründungsmitglieder zusammen, um den Verein aus der Taufe zu heben. Stück für Stück wurde die alte Brennerei nach einer Bestandsaufnahme in den folgenden Jahren dem Dornröschenschlaf entrissen. Das ganze Haus wurde abgetragen, das Kellergewölbe ausgebaut und dann bis zum Dachgeschoss neu aufgebaut. Dabei wurden viele Menschen mit einbezogen, auch die Gemeinde. Viel Unterstützung sei vom damaligen Landrat Knut Bichoel gekommen, erinnert sich Prinzing.
Das Jubiläum feiert der Verein am Wochenende mit geladenen Gästen. Auch Nicht-Vereinsmitglieder können einen Einblick in all das bekommen, was der Verein „Alte Brennerei Niemberg“ in den zurückliegenden zehn Jahren alles geschaffen hat. Am 29. September wird um 15 Uhr ein Kaffeeplausch für Jung und Alt stattfinden, bei dem Herbert Kleinau einen reich bebilderten Vortrag zum Thema hält.
Klar war von Beginn an, dass die Rettung und der Umbau der Brennerei viel Geld kosten würden. In den zurückliegenden zehn Jahren wurden in das Dorfgemeinschaftshaus, das ein besonderer gesellschaftlicher und kultureller Anlaufpunkt geworden ist und aus Niemberg nicht mehr wegzudenken ist, 634 000 Euro investiert. Die sind durch Spenden von Privatpersonen und Unternehmen, über Fördermittel und einen Vereinskredit zusammengekommen.
Heute hat der Verein „Alte Brennerei“ weit über 100 Mitglieder, die sich in vielfältiger Weise aktiv oder unterstützend in die Arbeit einbringen. Das Dorfgemeinschaftshaus ist Herberge der Heimatstube, ist Begegnungsstätte und Treffpunkt für Vereine. Es bietet eine Kreativwerkstatt unterm Dach mit verschiedenen Kunstkursen, wird für Ausstellungen, Konzerte, Theateraufführungen und zahlreiche Feste genutzt. Man kann sogar in der alten Brennerei standesamtlich heiraten. „Wir haben fast jede Woche eine Hochzeit hier“, erzählt Prinzing.
Besondere Aktionen des Vereins sind die Schülerprojekte, bei denen Mädchen und Jungen aus verschiedenen Schulen des Saalekreises sich jeweils zu einem bestimmten Jahresthema auf Spurensuche begeben und künstlerisch aktiv werden. Dabei tauchen sie auf vielfältige Weise in Geschichte ein. Sie beschäftigten sich beispielsweise mit Baudenkmalen des Landkreises, dem Eisenbahnbau oder mit der Industrialisierung. In diesem Jahr findet das Schulprojekt zum siebten Mal statt. Es hat das Thema „Wasserläufe des Saalekreises“. Mit den bei den Schulprojekten entstandenen Kunstobjekten wurde ein Skulpturenpark gestaltet.
„Wir hatten wirklich eine rasante Entwicklung“, resümiert der Vereinsvorstand und fügt hinzu: „Nun haben wir die Pflicht, unser Konzept weiterzuführen. Und dabei sind wir natürlich wie immer sehr kreativ.“ Dabei denkt er vor allem an die weitere Gestaltung des Außenbereiches, schließlich sei das Gelände rund 1,5 Hektar groß.