Neustädter Zentralpoliklinik Neustädter Zentralpoliklinik: Abriss-Idee schafft Unruhe
Halle/MZ. - Die Planspiele zur Umgestaltung des Neustädter Zentrums lösen bei Betroffenen einige Sorgen aus. So haben Architekten vorgeschlagen, das größte Ärztehaus in Halle, die Zentralpoliklinik, abzureißen. Die dort arbeitenden 22 Praxen könnten in eine der leerstehenden Hochhaus-Scheiben umziehen, lautet die Überlegung der Stadtgestalter. Sobald die Poliklinik abgerissen sei, könne dort - zwischen Albert-Einstein-Straße und Magistrale - eine große Freifläche gestaltet werden. "Wir dachten auch an einen kleinen See", äußerte der Architekt Uwe Graul.
"Die Abriss-Idee hat große Verunsicherung unter Ärzten und Patienten ausgelöst", erklärte Sabine Hasselberg. Sie ist Geschäftsführerin vom Gesundheitszentrum Halle-Neustadt - so lautet der korrekte Name des Ärztehauses. Die Bezeichnung "Zentralpoliklinik" stammt aus DDR-Zeiten, wird aber von vielen noch verwendet. Hasselberg wurden vor kurzem einige Gestaltungsentwürfe zum Neustadt-Zentrum vorgelegt. "Ich war sehr überrascht, als ich sah, dass man unser Haus in Frage stellt", so die Verwaltungschefin. Sie befürchtet, dass der Eigentümer, die Firma Frankonia, die weitere Sanierung des Gebäudes zurückstellt.
Die Sorge ist begründet. "Bevor wir keine Klarheit haben, was mit dem Objekt geschehen soll, können wir nicht investieren", äußerte Frankonia-Koordinator Wolfgang Conrad. Keine Bank werde sich bei der Finanzierung auf irgendwelche Unsicherheiten einlassen. "Die Stadt sollte uns jetzt definitiv sagen, ob der Bestand des Ärztehauses langfristig gesichert ist oder nicht."
Die Entwürfe zur Umgestaltung des Neustädter Zentrums stammen von drei Architekturbüros: Graul, Morgner & Partner (beide aus Halle) sowie Hermann & Valentiny (Wien). Einige Ideen daraus wurden schon öffentlich, zum Beispiel Skizzen zum Umbau der Einkaufsgalerie in der Neustädter Passage und Entwürfe, die darauf abzielen, die fünf Hochhaus-Scheiben aufzulockern, indem dort Wintergarten-Elemente in die Fassaden eingebaut werden. Doch die Ziele der Stadtgestalter sind noch weiter gefasst. Es sei ebenfalls zu überlegen, wie das derzeitige Überangebot an nutzbaren Büroflächen im Neustädter Zentrum reduziert werden könne, erklärte Graul. Vor diesem Hintergrund sei der Vorschlag zu sehen, das Ärztehaus abzureißen. Dies sei jedoch nur eine von mehreren Alternativen.
6 000 Quadratmeter Nutzfläche weist die 1974 eröffnete Zentralpoliklinik auf. Derzeit seien die Räume vollständig vermietet. Bei einem Komplett-Umzug in das benachbarte und derzeit fast vollständig leerstehende Hochhaus "Scheibe E" wären dort sofort knapp zwei Drittel der Büro-Fläche belegt. An einen Umzug sei aber nicht zu denken, sagte Geschäftsführerin Hasselberg. "Das Hochhaus ist nicht nutzbar als Ärztehaus." Viel zu schmal seien dort die Flure. Krankenbetten, die man auch hin und wieder benötige, könnten dort nicht hindurchgeschoben werden. Und auch für die Menschen wäre der Aufenthalt in dem Hochhaus nicht so angenehm, wie im Ärztehaus, das täglich von rund 1 000 Patienten aufgesucht werde.
Die Stadtverwaltung, die die Architekten beauftragt hatte, sich Gedanken um das Neustädter Zentrum zu machen, sieht keinen Grund zur Aufregung. "Das Ärztehaus wird nicht abgerissen", versicherte Stadtsprecherin Ria Steppan. Von den Architekten seien nur Ideen entwickelt worden, mehr nicht. Niemand müsse deshalb besorgt sein. "Dennoch herrscht Unsicherheit", meint Frankonia-Koordinator Conrad. Er sieht sich dem Druck von Ärzten ausgesetzt, die neue Fenster verlangen und eine Dämmung der Fassade. "Im Sommer schwitzen wir uns hier kaputt", klagt Hasselberg. Sie kann nicht verstehen, warum die Stadtplaner ein Gebäude in Frage stellen, das ungeachtet der noch ausstehenden Fassadensanierung seinen Zweck erfülle. Kommentar