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Neues Leitsystem am Bahnhof Neues Leitsystem am Bahnhof: Warum nun Figuren statt Schilder Reisenden den Weg zeigen

Von Denny Kleindienst 29.08.2020, 11:15
Han Le hat die Vorlagen für die Figuren erarbeitet, die nun rund um den Bahnhof für Orientierung sorgen.
Han Le hat die Vorlagen für die Figuren erarbeitet, die nun rund um den Bahnhof für Orientierung sorgen. Denny Kleindienst

Halle (Saale) - „Warteraum zwischen Gleis 9/10“ steht an der Wand der Unterführung. Daneben weist noch ein dicker Pfeil in die richtige Richtung. Noch bevor die Reisenden den Hinweis im Hauptbahnhof Halle lesen, dürfte ihnen allerdings die Schwarz-Weiß-Figur auffallen, die darunter zu sehen ist. Sie trägt Lockenfrisur und Brille und guckt auf ihr Handy, während sie auf einer Bank sitzt, den Rucksack neben sich auf dem Boden abgestellt. Wie man eben so da sitzt, wenn man wartet.

Designerin kreiert neues Leitsystem für Bahnhof in Halle

Insgesamt gibt es 16 solcher Piktogramme im Bahnhof und im Bahnhofsumfeld in Richtung Riebeckplatz. Die letzten wurden gerade erst angebracht. Einige weitere Figuren sollen noch dazu kommen. Die Idee dazu hatte die Designerin Han Le. „Man kennt Piktogramme aus der Wegeleitung“, sagt die 29-Jährige. Typische „Piktos“, wie sie es nennt, sind die Symbole auf Toilettentüren oder auf Verkehrsschildern.

Han Le hat das Prinzip nach eigener Aussage „auf die Spitze getrieben“. Ihre Figuren sind lebensgroß und haben noch dazu einen Halle-Bezug. Nicht zufällig trägt eine von ihnen einen HFC-Schal. Von dem Konzept war auch die Deutsche Bahn angetan, deren Designwettbewerb zur besseren Orientierung am Bahnhof Han Le gewonnen hatte.

Han Le studierte an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein

Von Seiten der Bahn wurde die Orientierung mit Hilfe der lebensgroßen Figuren bereits als einzigartig in Deutschland bezeichnet. Reisende, hieß es, erhielten dadurch mehr Informationen, die zugleich mit Witz und Charme vermittelt würden. Außerdem seien die Figuren ein Hingucker und würden den Hauptbahnhof noch etwas schicker machen.

Han Le, die aus Berlin stammt und von 2010 bis 2016 an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein Kommunikationsdesign studiert hat, bezog die Reisenden dabei direkt in ihre Arbeit ein. Zwar wurde nichts aus ihrer ursprünglichen Idee, dass Menschen sich fotografieren und aus diesem Foto ein Avatar erstellt wird.

Innerhalb von zwei Wochen kamen so 160 Figuren zusammen

Wer wollte, konnte an einem speziellen Automaten im Bahnhof aber ein Piktogramm zusammenbasteln aus rund tausend verfügbaren Grafiken. Diverse Frisuren und Accessoires standen zur Auswahl. Innerhalb von zwei Wochen kamen so 160 Figuren zusammen. Zehn davon wurden nun tatsächlich angebracht.

Die Wahl zwischen Mann und Frau hat Han Le bei diesem Spiel aber bewusst ausgelassen. Stattdessen konnte zwischen groß oder klein, breit oder schmal gewählt werden. Denn der Nachteil solcher Figuren ist aus ihrer Sicht, dass sie „in der Regel männlich sind“. Sie zeigt auf das Fußgängerschild auf dem Bahnhofsvorplatz.

Designerin machte Projekte für das Leitsystem am halleschen Bahnhof am meisten Spaß

Darauf ist eine Frau mit Kind an der Hand. Frauenfiguren gebe es dann, so Han Le, „wenn ein Kind dazukommt“. Diese Symbolik findet sie veraltet. Ihr eigene Lieblingsfigur unter den neuen Bildern „hängt noch gar nicht“, sagt sie. Es ist ein Mann mit Kinderwagen. Han Le ist regelmäßig am Bahnhof. 

Sie lebt halb in Berlin und halb in Halle, wo sie ihr Büro im Designhaus hat. Seit 2018 arbeitet sie als Freiberuflerin. Das Bahnhofsprojekt habe ihr bisher am meisten Spaß gemacht, sagt sie, zumal es eine repräsentative Arbeit ist. Die Designerin Han Le war es aber auch, die zusammen mit einer Kollegin den neuen Bürgerservice im Ratshof in Halle entworfen hat. (mz)