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Mehr als Schwibbögen und Räuchermännchen Neuer Laden in Halle verkauft Möbel aus dem Erzgebirge

Holz aus dem Erz- und dem Fichtelgebirge sowie Handwerkstradition sind das Fundament für POSA. Den Filialleiter machte ein bewegter Lebensweg zum Möbelhändler.

Von Phillip Kampert 08.01.2022, 08:30
Jan Kalden verkauft erzgebirgische Möbel mit Prädikat - das Räuchermännchen darf dabei nicht fehlen.
Jan Kalden verkauft erzgebirgische Möbel mit Prädikat - das Räuchermännchen darf dabei nicht fehlen. Foto: Phillip Kampert

Halle (Saale)/MZ - Im Erzgebirge weiß man, wie man es sich gemütlich macht - nicht nur mit Räuchermännchen und Schwibbogen. In einer Werkstatt in Marienberg werden seit dreißig Jahren Polstermöbel hergestellt, die Handwerkstradition und Gastfreundschaft ausstrahlen . Bezeugt wird das nicht zuletzt durch das Prädikat als Sächsisches Traditionsunternehmen. Seit einiger Zeit hat POSA nun eine Filiale in Halle. Geleitet wird sie von einem, der einst aus Verlegenheit zum Betrieb kam.

„Ich wollte auf keinen Fall aufs Amt gehen“, erinnert sich Jan Kaden an die Zeit um 2010. Jahrelang war er als Mann für alles mit einem badischen Tourneetheater durchs Land gezogen, hatte als Statist auf Bühnen gestanden, die er zuvor aufgebaut hatte. Im Sommer, wenn der Theaterbetrieb ruhte, fuhr er zusätzlich „Rock ’n’ Roll“, wie er es nennt, arbeitete als Roady beispielsweise für die Rolling Stones. Irgendwann sei das aber nicht mehr mit der familiären Standortplanung vereinbar gewesen. Doch das Familienglück war von drohender Arbeitslosigkeit überschattet. In seinen Lehrberuf als Maler wollte er wegen einer Lösungsmittelallergie nicht zurück. Er nahm den Job, den er mit seiner Erfahrung als fahrender Theatermann bekam: Lkw-Fahrer - und zwar bei POSA.

„Machen wir uns nichts vor: Die Arbeit ist total unterfordernd“, erzählt er. Um sich auf den Fahrten geistig zu beschäftigen, optimierte er die Tourenpläne - das machte ihm Spaß. Ebenso wie der Kontakt mit den Leuten in den etwa 200 Möbelhäusern, die POSA-Möbel führen. „Vom Lagerarbeiter bis zum Chef, als Fahrer kommst du mit allen ins Gespräch.“ Vor ein paar Jahren musste Kaden das Lkw-Fahren plötzlich krankheitsbedingt aufgeben. Doch mittlerweile hatte sein Chef mitbekommen, dass der gebürtige Berliner gut mit Menschen konnte. „Mir wurde dann eine Stelle im Außendienst angeboten“, sagt Kaden. Da habe er mit seinen Kontakten einen leichten Einstieg gehabt, sich gut „reinfuchsen“ können. Als dann 2021 ein Leiter für die neue Filiale in Halle gesucht wurde, dachte man an den 50-Jährigen.

„Einzelhandel macht Spaß“ sagt Kaden, dessen Vater Erzgebirgler ist. Er mag das Handwerk, die Leute. „Man hört oft ‚zänkisches Bergvolk‘ - das ist Quatsch.“ Dass bei POSA nur Buchenholz aus dem Erz- und dem Fichtelgebirge verwendet wird, versteht er als regionale Tradition. Ebenso, dass möglichst auf chemische Zusatzstoffe - auch Lösungsmittel - verzichtet wird. Hallesche Kunden würden außerdem passgenaue Maßanfertigungen ohne Schnickschnack für Wohnungen mit wenig Platz schätzen. Preislich geht es bei POSA im vierstelligen Bereich los.