Neue Tiere im Bergzoo Halle Neue Tiere im Bergzoo Halle: Ein Erdwolf ist kein Wolf

Halle (Saale) - Erst steckt Christel die schwarze Schnauze in die Sonne, dann folgt ihr Partner Ed, zu erkennen an den etwas größeren Ohren. Wenig später toben die beiden Erdwölfe ausgelassen durch den Sand, markieren immer wieder an ein Bäumchen, das mitten im Gehege steht. Erdwölfe? Wölfe? Sehen Ed und Christel nicht eher wie Hyänen aus?
„Richtig“, bestätigt Zoodirektor Dennis Müller den ersten optischen Eindruck von beiden Neuankömmlingen. In der Tat: Erdwölfe haben nichts mit den Wölfen gemeinsam - vielmehr sind sie die kleinste Hyänen-Art, die es gibt. Ihr Lebensraum ist die Trockensteppe in Afrika. Zwei getrennte Populationen gibt es im Osten des Kontinents - Äthiopien, Somalia, Kenia und Tansania - und im Süden: in Angola, Sambia und Südafrika. Dort leben Erdwölfe in den verlassenen Höhlen und Bauen von Erdschwein, Stachelschwein und Springhase, die die etwa fuchsgroßen, hyänentypisch gestreiften Tiere für ihre Ansprüche vergrößern.
Neue Tiere im Zoo Halle: Erdwölfe fressen fast ausschließlich Termiten
Deren Nahrung ist speziell: „Erdwölfe fressen fast ausschließlich Termiten, und zwar eine besondere Gattung: Termiten, die nachts überirdisch unterwegs sind. Alle anderen sind für sie ungenießbar bis giftig“, so Müller. Demzufolge sind die Mini-Hyänen, die anders als ihre größeren Artgenossen keine Aasfresser sind, ebenso nachtaktiv wie ihre Beutetiere. Die lecken sie mit ihrer klebrigen Zunge auf.
Die acht Jahre alten Tiere, von denen es nur 14 Exemplare in sechs Zoos in Europa gibt, stammen aus dem Rare Species Conservation Centre Sandwich in Kent und sind nach kurzem Zwischenstopp vor einer Woche auf dem Reilsberg eingezogen. Halle ist nun neben Berlin der einzige Zoo Deutschlands, der die interessanten Tiere im Bestand hat.
Neue Tiere im Zoo Halle: In der Natur leben Erdwölfe paarweise
Im Bergzoo bekommen die tagsüber gut zu beobachtenden Erdwölfe ein Spezialfutter für Insektenfresser, dazu Grillen und Heimchen - „und einmal pro Woche und Tier eine Maus“, sagt der Zoo-Chef, der auch die Namenswahl verrät: Weibchen Christel wurde nach dem lateinischen Namen der Erdwölfe - Proteles cristata - benannt, während Ed seinen Namen von der Hyäne in „König der Löwen“ bekam.
In der Natur leben Erdwölfe paarweise, doch außerhalb der Paarungszeit haben die Partner wenig miteinander zu tun, so Müller. Der Erdwolf sei übrigens die einzige Säugetierart, bei der „Fremdgehen zur Reproduktion gehört“. „Schuld“ sind die Weibchen: Zur Paarungszeit streifen sie an der Reviergrenze entlang mit dem Ergebnis, dass 40 Prozent der Jungtiere Kuckuckskinder sind. Auf dem Reilsberg indes hofft man auf Nachwuchs. Und wie es aussieht, verstehen sich Christel und Ed bestens. Kunststück: Christel hat das Sagen. (mz)