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Neue Parkplätze im Paulusviertel Neue Parkplätze im Paulusviertel: Lösung der Stadt nur Tropfen auf den heißen Stein?

Von Dirk Skrzypczak 01.02.2019, 13:04
Das tägliche Bild im Paulusviertel: Autos parken die Straßen zu, die Stellplätze sind rar. Vor allem abends, wenn Anwohner von der Arbeit nach Hause kommen, geht die quälende Parkplatzsuche los.
Das tägliche Bild im Paulusviertel: Autos parken die Straßen zu, die Stellplätze sind rar. Vor allem abends, wenn Anwohner von der Arbeit nach Hause kommen, geht die quälende Parkplatzsuche los. Lutz Winkler

Halle (Saale) - Die Fleischmanufaktur Dietzel in der Carl-von-Ossietzky-Straße ist seit 1932 im Paulusviertel ansässig und gehört damit zu den ältesten Unternehmen in Halles angesagtem Wohnquartier. Vor dem Laden einen Parkplatz zu bekommen, ist allerdings Glückssache. „Unsere Kunden parken notgedrungen in Einfahrten, um bei uns einkaufen zu können. Das Ordnungsamt hat diese Einnahmequelle längst entdeckt“, sagte eine Verkäuferin. Der Chef habe sich bei der Stadt bemüht, zwei Stellplätze direkt vor der Fleischerei reserviert zu bekommen. Vergebens. „Wir könnten mehr Umsatz machen, wenn es die nervige Parkplatzsuche nicht gäbe“, heißt es bei Dietzel.

Parkplatznot im Paulusviertel: Stadt beschäftigt sich seit 2015 mit dem Thema

Die Stadtverwaltung beschäftigt sich seit 2015 in einem Parkraumkonzept mit der prekären Parkplatznot im Paulus- und im benachbarten Medizinerviertel. Über 10.000 Menschen wohnen in dem Gebiet, das allerdings nur 1.470 öffentliche Parkplatze vorweisen kann, 1.037 davon im Paulusviertel. Die Verwaltung hat ein Verkehrsplanungs-Büro aus Weimar mit der Analyse beauftragt.

In der Mittagszeit gibt es laut der Untersuchung eines Planungsbüros aus Weimar sowohl im Paulus- wie auch im Medizinerviertel die meisten freien Stellplätze. Im Paulusviertel sind es durchschnittlich 220 freie Parkplätze, im Medizinerviertel 78. Das hat eine Verkehrszählung aus 2016 ergeben.

Abends und nachts, wenn die Anwohner zu Hause sind, ist es voll in den Straßen. Die Parkplatznot führt dann dazu, dass im Paulusviertel die Zahl der Falschparker besonders hoch ist. Im Medizinerviertel hingegen wurden die meisten Falschparker in der Mittagszeit ermittelt. Die Falschparker stehen meist in den Kreuzungsbereichen.

Und die Thüringer haben ermittelt, dass pro Stellplatz in der Wohngegend 2,8 Autos zugelassen sind. Der empfohlene statistische Maximalwert liege bei 1,6 Fahrzeugen pro Stellplatz. Aus diesem Grund lohne es sich auch nicht, Parkplätze in den Straßenzügen für Anwohner zu reservieren. „Durch die hohe Zahl an Autos würden viele Bewohner keinen für sie reservierten Stellplatz nutzen können“, heißt es in der Studie.

Parkplatznot im Paulusviertel: 120 weitere Parkplätze könnte es geben

Die Verkehrsplaner haben dennoch Flächen für 120 weitere Parkplätze identifiziert - die durch verkehrsorganisatorische Eingriffe geschaffen werden könnten. So soll das Strecken-Parkverbot auf der Ostseite in der Fischer-von-Erlach-Straße aufgehoben werden.

Außerdem könnten 22 Stellplätze an den Garagenkomplexen in der Steffens- und der Wolfensteinstraße ausgewiesen werden. „Die zusätzlichen Parkplätze befinden sich allerdings in dezentralen Lagen“, sagt Halles Beigeordneter für Stadtentwicklung, René Rebenstorf. „Das Missverhältnis zwischen den Autos der Bewohner und dem Parkraum auf den Straßen in den Kerngebieten lösen wir damit nicht auf“, so Rebenstorf.

Hoffnung der Planer: Anwohner steigen von Auto auf Rad um

Zumal die Stadt fünf Kreuzungen so umgestalten will, dass dort in den Radien nicht mehr falsch geparkt werden kann. Stattdessen sollen 60 Fahrradbügel installiert werden. Die Hoffnung der Planer: Anwohner steigen vielleicht vom Auto auf das Rad um.

Im Paulusviertel trifft es die Ossietzky/Schillerstraße sowie die Humboldtstraße mit den Knoten Schillerstraße, Wielandstraße und Schleiermacherstraße. Im Medizinerviertel ist es die Kreuzung Krukenberg/Forsterstraße. Außerdem plant die Stadt Lade- und Ausweichzonen für Kurzparker und reagiert damit auf Wünsche von Gewerbetreibenden und Ärzten.

Allerdings gibt es einen Haken. Die Gesamtkosten für die Umsetzung betragen 119.400 Euro. Geld, das im Etat für 2019 nicht vorhanden ist. Die Investition sei nur möglich, wenn man ein anderes Projekt streiche, sagt Rebenstorf. Am 12. Februar befasst sich der Planungsausschuss mit dem Thema. (mz)