Neue Inszenierung am Opernhaus in Halle Neue Inszenierung am Opernhaus in Halle: Entdecke dein Talent!

Halle (Saale) - Kindern wird viel zugemutet - auch und gerade im Bereich der Unterhaltung. Da knallt’s und explodiert’s am laufenden Band, da werden alle nur erdenklichen Probleme gewälzt, Kriege brechen aus und Familien auseinander, so dass man sich fragt: Muss das wirklich immer sein? Wie wohltuend kommt vor diesem Hintergrund eine neue Inszenierung am halleschen Opernhaus daher. „Der Schwan mit der Trompete“ ist im positiven Sinne altmodisch - aber alles andere als altbacken! Am Freitag hatte die „erzählte Sinfonie“, die als deutsche Erstaufführung zu sehen ist, Premiere, gestern gab es die zweite Aufführung als Familienkonzert.
Erzählt wird die Geschichte von Louie, dem stummen Trompeterschwan, der Freundschaft zu einem Jungen namens Sam schließt. Die Musik komponierte der US-Amerikaner Jason Robert Brown, dessen Musical „13“ ebenfalls in Halle seine deutsche Erstaufführung feierte.
Bei „13“ wie auch beim „Schwan“ führt Hansjörg Zäther Regie - die Musik, sagt er, „hat mich sofort erwischt“. Überdies schätzt auch er an dem neuen Werk den warmherzigen Grundton: Als Louies Eltern feststellen, dass der Schwan stumm ist, erwartet der dramagestählte Zuschauer sofort die Verdammung des Tiers. Doch die Eltern stehen zu ihrem Sohn, der Schwanen-Papa klaut für den Sohn sogar eine echte Trompete.
"Stuart Little"-Autor lieferte die Vorlage
Die Botschaft des 1970 von dem US-amerikanischen Autor E. B. White („Stuart Little“) geschriebenen Buchs ist auch 45 Jahre nach der Entstehung aktuell. Es geht darum, sein Talent zu finden und zu fördern - trotz widriger Umstände. Für Komponist Brown, selbst Vater zweier Töchter, geht es in der Geschichte auch um Verantwortung: „Wir müssen auf unsere Talente aufpassen und sie nähren“, sagt der 45-Jährige, der zur morgigen Aufführung noch ein drittes Mal am Dirigentenpult steht. Hatte er beim Komponieren schon den kindlichen Zuschauer im Blick? Jedenfalls nicht in der Hinsicht, dass er „einfachere“ Melodien schreibe, sagt er. Tatsächlich ist seine Schwanen-Musik anspielungsreich und vielschichtig, nimmt viele Anleihen bei Swing, Jazz und klassischer Broadway-Komposition.
Als Solo-Trompeter ist Emanuel Till zu erleben, einfache aber effektvolle Animationen auf einer großen Leinwand illustrieren die Geschichte zusätzlich. Für Komponist Brown scheint Halle ein gutes Pflaster zu sein. Die Stadt, sagt Brown, habe er sich kleiner vorgestellt - und außerdem, fügt er augenzwinkernd hinzu, habe er mehr Einheimische in Lederhosen erwartet. Im Ernst: Viel Zeit für Stadtbummel blieben dem Mann aus New York City zwar nicht, dennoch bescheinigt Brown auch der Saalestadt einen „pulse“, einen Rhythmus also, einen Takt.
Für die Aufführungen am 31. März und 20. April (jeweils 10 Uhr) gibt es noch einige Restkarten. Weitere Aufführungen sind in der kommenden Spielzeit geplant. (mz)