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Sperrung der B100 am Wochenende Neue Brücke an der B100: Wie die Brücke in nur 30 Minuten montiert wurde

Von Katja Pausch 19.02.2018, 13:44
Passt: Die neue Brücke über die B100 wurde am Wochenende eingesetzt. Sie ist ein weiterer Baustein für Halles Ostumfahrung.
Passt: Die neue Brücke über die B100 wurde am Wochenende eingesetzt. Sie ist ein weiterer Baustein für Halles Ostumfahrung. Holger John

Halle (Saale) - Für Silvio Heymann klingelt an diesem Samstag der Wecker sehr früh - für seine Kollegen aus Nordhausen noch um einiges eher: Bereits am frühen Morgen ist für den Oberbauleiter der Papenburg Bau AG und seine Mitstreiter vom Schachtbau Nordhausen an der Baustelle B100 absolute Konzentration angesagt. Denn es gilt, den Brückenschlag über die Bundesstraße zwischen Halle und Peißen zu vollziehen.

Punkt 7 Uhr setzt sich der Tross aus zwei SPMT, beladen mit der riesigen roten Stahlkonstruktion, in Bewegung und rollt langsam dorthin, wo wenig später die neue Brücke die Straße überspannen und damit Halles Ostumfahrung ermöglichen soll.

Brücke an der B100 in nur wenigen Minuten installiert

SPMT? „Die Abkürzung steht für Self-Propelled Modular Transporter - das sind selbstfahrende Modulfahrzeuge mit mehreren Achsen, die über einen eigenen Antrieb verfügen und von einer Person gesteuert werden“, erklärt Projektleiter Heymann und zeigt auf die beiden sich langsam bewegenden Plattformen. 

In der Tat - wie ferngesteuerte Spielzeugautos rollen die zwei Module, gelenkt lediglich von je einem Bau-Fachmann, ihrem Ziel entgegen.

Zwischen den beiden Anschlussstellen angekommen, wird die Brücke passgenau eingesetzt - ohne Kran. Nur eine knappe halbe Stunde dauert das beeindruckende Schauspiel, das trotz der morgendlichen Uhrzeit von einigen Neugierigen gespannt verfolgt wird.

„Leichtgewicht“ mit 550 Tonnen: Hält die neue Brücke?

„Wir haben uns aufgrund der Situation vor Ort für diese Art der Montage entschieden - auch wegen der nahen Stromleitungen“, erklärt Heymann, der in den entscheidenden Minuten die Brücke nicht aus den Augen lässt. Mit 550 Tonnen sei das technische Bauwerk eher ein „Leichtgewicht“, meint er.

Wenig später sind die Schweißer am Werk: An allen vier Fußpunkten wird die Brücke mit den Betonfundamenten links und rechts der Fahrbahn verbunden. Erst danach steht die Brücke sprichwörtlich auf festen Füßen.

Dann kommt noch einmal ein spannender Moment: Die Stützen unter dem Bauwerk werden entfernt. Langsam rollen die mehrachsigen Module unter der Brücke hervor und geben die Fahrbahn wieder frei. Und - hält die Brücke? „Natürlich. Da sind wir absolut sicher“, sagt Matthias Roeder, Projektleiter des Bereichs Stahlbau beim Schachtbau Nordhausen.

B100: Autofahrer wunderten sich über „falsch“ stehende Brücke

Dort wurde die Brücke in einer Bauzeit von rund drei Monaten produziert - zumindest die vormontierbaren Teile. Der rote Bogen indes, der der Brücke den dynamischen Schwung verleiht, wurde in zwei Teilen gebaut und erst vor Ort, direkt an der B100, zusammengeschweißt.

Ebenso entstand die aufbetonierte Fahrbahn, die sich derzeit noch hinter der Verschalung versteckt, direkt auf der halleschen Baustelle. Dort, wenige hundert Meter vom jetzigen Standort, hatte die Brücke seit Wochen gut sichtbar gestanden. So sichtbar, dass sich mehrfach selbsternannte „Experten“ unter den vorbeifahrenden Autofahrern bei der Bauleitung gemeldet hätten mit dem Hinweis, die Brücke stehe falsch ...

Nun also überspannt sie die Bundesstraße: 46 Meter lang, an der höchsten Stelle 15 Meter hoch, kann die Überführung dank ihrer Farbe fast zu Halles „rotem Wunder“ werden. Nach letzten Montagearbeiten und dem Aufbringen des Korrosionsschutzes ist die B100 seit Sonntag wieder für den Fahrzeugverkehr freigegeben - und ein weiterer Baustein für Halles Ostumfahrung gesetzt. (mz)

Ein Schweißer fixiert einen der vier Brückenpfeiler am Fundament.
Ein Schweißer fixiert einen der vier Brückenpfeiler am Fundament.
Holger John
Neben schwerer Technik ist auch einiges an Handarbeit erforderlich.
Neben schwerer Technik ist auch einiges an Handarbeit erforderlich.
Holger John