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Naturschutzgebiet versteigert Naturschutzgebiet versteigert: Brandberge in privater Hand

Von Andreas Lohmann 17.02.2004, 16:34

Halle/MZ. - 40 Hektar des Naturschutzgebietes Brandberge im Norden von Halle sind in Privateigentum übergegangen. Erst jetzt wurde bekannt, dass bei einer Versteigerung in Berlin, die bereits im September stattfand, zwei Bietern aus Halle der Zuschlag zum Preis von 37 000 Euro erteilt worden ist.

Das Bundesvermögensamt hat die Flächen veräußert. Umweltschützer befürchten nun, dass es Versuche geben könnte, den Schutzstatus des insgesamt 92 Hektar großen Gebietes an der Dölauer Straße aufzuweichen. "Das muss mit allen Mitteln verhindert werden", so Volker Schmidt, Regional-Vorsitzender des Naturschutzbundes.

Für etwa 90 bedrohte Tier- und Pflanzenarten sind die Brandberge mit ihren feuchten Senken und halbtrockenen Rasenflächen äußerst wertvoller Lebensraum. Heimisch sind zum Beispiel die Sperbergrasmücke, der Wendehals, die Wechselkröte, die Kuhschelle und das Torfmoos. Flora und Fauna konnten sich ungestört entwickeln, obgleich das Gelände über Jahrzehnte militärisch genutzt wurde. Erst von der Roten Armee, dann für kurze Zeit von der Bundeswehr. Schmidt findet es ärgerlich, dass ein großer Teil der Brandberge nun in private Hände geraten ist. Er befürchtet, dass die Stadt eines Tages doch bereit sein könnte, kleinere Flächen herauszulösen, um sie für eine Bebauung oder gewerbliche Nutzung frei zu geben.

Die Stadtverwaltung sieht hingegen keinen Grund zur Sorge. Sprecher Klaus Pankow: "Es besteht keine Gefahr, dass Flächen umgewandelt werden für irgendeinen kommerziellen Zweck." Da es sich um ein Schutzgebiet von europäischem Rang handele, würde das ein langwieriges Verfahren nach sich ziehen. Eventuell könnte ein Rechtsstreit bis zum Europäischen Gerichtshof gehen. Laut Pankow liegen bisher keine Anfragen von privater Seite zu den Brandbergen vor. "Wenn es welche geben sollte, wird die Stadt alles tun, um den Schutzstatus des Gebietes zu verteidigen", sagte er.

Die Rasenlandschaft mit Strauchbewuchs könne als Schafweide genutzt werden. Das wäre sogar ein Beitrag zur Landschaftspflege, wie Schmidt erklärte. Wären Ziegen mit dabei, könnten sie dafür sorgen, Hecken und Büsche kurz zu halten, da deren Ausbreitung unerwünscht ist.

Wera Buhr vom Bundesvermögensamt in Halle sagte zur MZ, vor der Versteigerung seien die Brandberge sowohl der Stadt als auch dem Land zum Kauf angeboten worden. Beide hätten aber erklärt, dafür kein Geld zu haben. Schmidt äußerte Unverständnis, die öffentliche Hand wäre in der Pflicht gewesen. Der Naturschutzbund habe beim Versteigerungstermin mitgeboten, doch sei der Preis zu hoch getrieben worden. "Bei der Summe konnten wir nicht mithalten", sagte er.