Nachwuchs Nachwuchs: Ein Floh erobert die Turnwelt
Halle (Saale)/MZ. - Turnen in Halle, das ist Sprunggewalt, Kraft, atemberaubende Schwierigkeiten - eben Matthias Fahrig. Doch Turnen in Halle kann auch elegant sein, harmonisch und einfach nur schön. Denn es gibt auch eine Kim Janas. Die Zwölfjährige schickt sich gerade an, im Frauen-Turnen die Welt zu erobern.
Nach ihren nationalen Erfolgen inklusive uneingeschränkter Dominanz in ihrer Altersklasse kam gerade ein Sieg bei einem Junioren-Länderkampf dazu. Mit ihr scheint das Frauen-Turnen an der Saale aus seinem Dornröschenschlaf zu erwachen.
"Geschlafen haben wir in den letzten Jahre nicht", sagt Katrin Kaltenborn. Bis zum Jahr 2000, erklärt die Trainerin, habe man die Talente aus Halle in den Bundesstützpunkt Leipzig geschickt. Dort sollten sie zum Sprung ganz nach oben ansetzen.
Ein Weg, der für Kim Janas nicht denkbar ist. "Ich würde Halle nie verlassen", sagt die Sportschülerin. "Hier habe ich meine Familie. Und das mit der Schule und dem Training klappt auch ganz gut." Zu ihrer Trainerin hat sie ein Vertrauensverhältnis fast wie zu ihrer Mutter Heike, die als Übungsleiterin im Verein die Jüngsten betreut.
"Der Status eines Bundesstützpunktes ist nicht das Nonplusultra. Viel wichtiger ist doch für die Mädchen, dass das Umfeld intakt ist", sagt Katrin Kaltenborn auch aus der Erfahrung der letzten Jahre heraus. Die besten dieser 40 sechs- bis 16-jährigen hat die Landestrainerin unter ihren Fittichen. Eine individuelle Betreuung ist so gewährleistet.
Dennoch erhofft sie sich weitere Verstärkung im Trainerteam. Kim Janas' Erfolge könnten der Schüssel dafür sein. Freistellungen von der Schule, Schulstreckung, physiotherapeutische und auch psychologische Betreuung - "all das könnte unsere Arbeit enorm erleichtern", sagt Kaltenborn. Denn neben ihrer Meisterschülerin reifen weitere Talente wie Farah Schicke oder Rubina Riedl heran, die von sich reden machen könnten.
Und doch hat Kim Janas etwas, was ihre Trainingsgefährtinnen nicht haben: Ihr Vater ist Kung-Fu-Kämpfer Chu Tan Cuong. Als Halb-Asiatin bringt die kleine Turnerin ideale körperliche Vorsetzungen mit. "Sie ist koordinativ begabt, spürt ihren Körper, wirkt sehr spritzig, beweglich und doch elegant", erzählt die Trainerin. Bei der Bewertung der Ausführung ihrer Übungen bekommt sie fast keine Abzüge. Katrin Kaltenborn: "Ihre Ausstrahlung ist ihr großes Plus."
Davon will Großburgwedel profitieren. Für den Verein tritt sie bei vier Liga-Wettkämpfen an. Und auch international hofft sie 2013 wieder angreifen zu dürfen, denn Kim Janas will sich für die Europäischen Jugendspiele qualifizieren. 2014 wäre sie dann startberechtigt für die JEM. Um in der DTB-Frauen-Riege an die Geräte treten zu dürfen, muss sie bis 2015 warten.