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Nachruf auf Stadträtin Hannah Haupt Nachruf auf Stadträtin Hannah Haupt: Engagement ein Leben lang

08.06.2015, 08:26
Hanna Haupt
Hanna Haupt Archiv/Schlüter Lizenz

Halle (Saale) - Was sie getan hat, das machte sie mit ganzem Herzen und Einsatz: das Ehrenamt als SPD-Stadträtin und in der Bürgerinitiative Paulusviertel, ihren Beruf als Gefängnisseelsorgerin. Nach langer Krankheit ist Hanna Haupt am Sonntag gestorben. Die Pfarrerin, die seit 1989 in Halle lebte, wurde 68 Jahre alt.

Von 1990 bis 2014 war die gebürtige Rudolstädterin Mitglied des Stadtrates in der SPD-Fraktion und viele Jahre auch Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses. Bis 2009 war sie parteilos und trat erst dann in die SPD ein. Neben ihrem Engagement in der Lokalpolitik und der Gründung und Leitung der Bürgerinitiative Paulusviertel seit 1989 ging sie auch beruflich einen ungewöhnlichen Weg: Die gelernte Zierpflanzengärtnerin und studierte Bibliothekswissenschaftlerin sowie Theologin holte 1994 ihr zweites theologisches Examen nach und wurde so im Alter von 46 Jahren hauptberufliche Gefängnisseelsorgerin im „Roten Ochsen“.

Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) würdigte das ausgleichende und vermittelnde Engagement von Hanna Haupt, die das gesellschaftliche Leben in der Stadt geprägt habe.

Mit tiefer Trauer und großer Betroffenheit über den Tod nahmen vor allem SPD-Kreise die Nachricht vom Tode Hanna Haupts auf. „Die Stadt Halle verliert mit Hanna Haupt eine tatkräftige Bürgerin mit Herz und Verstand“, so Johannes Krause, Vorsitzender der SPD-Stadtratsfraktion. Das Wirken von Hanna Haupt sei immer von hohem Einsatz getragen, würdigte der SPD-Stadtverbandsvorsitzende Christian Weinert.

"Dinge in Bewegung gesetzt"

Die frühere SPD-Bundestagsabgeordnete Christel Riemann-Hanewinckel, die ebenfalls aus Thüringen stammt und Hanna Haupt seit ihrer Jugend kannte, stellte ebenfalls das Engagement in den Mittelpunkt: „Hanna Haupt hat in Halle Dinge in Bewegung gesetzt, die sonst niemand angepackt hätte.“

Auch der ehemalige Vizepräsident des Landtages und heutige SPD-Stadtrat Rüdiger Fikentscher kannte Hanna Haupt seit den Montagsdemonstrationen 1989 in Halle: „Sie war eine sehr engagierte und verlässliche politische Freundin, die immer wirklichkeitsbezogen gehandelt hat.“ Gottfried Koehn, der wie Hanna Haupt seit 1990 für die SPD einen Sitz im Stadtrat hat und heute noch dessen Mitglied ist, nannte die 68-Jährige eine „starke Meinungsbildnerin“ und hob ihr Engagement für künstlerische Angebote der Strafgefangenen wie die „Konzerte hinter Gittern“ im Sinne der Resozialisierung hervor.

Gerade für diesen Bereich hat sich die Seelsorgerin auch nach dem Abschied in den Ruhestand im Jahr 2010 eingesetzt und interessiert. So nahm sie Einladungen zu überregionalen Tagungen der Gefängnisseelsorger bis vor einiger Zeit wahr. An einem letzten Projekt wirkte sie noch vor kurzem mit: Für ein Buch mit Texten von Gefangenen, das Gefängnisseelsorger und Paulus-Pfarrer Friedhelm Kasparick herausgegeben hat, steuerte sie noch einige Texte aus ihrer Zeit im Roten Ochsen bei. (mz)