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Nach Studium an der Burg Nach Studium an der Burg: Sylvia Peter lebt ihren Traum

Von Sabine Ludwig 04.11.2013, 21:00
Sylvia Peter in ihrer Galerie
Sylvia Peter in ihrer Galerie sabine Ludwig Lizenz

halle/MZ - Sie denkt gern an Halle zurück. Als Sylvia Peter 1994 ihr Studium an der Hochschule für Kunst und Design aufnahm, war sie begeistert. Denn ihr Ausbildungsort war äußerst ungewöhnlich: Die über tausendjährige Burg Giebichenstein wurde für drei Jahre ihr geistiges Zuhause. Denn innerhalb der alten Mauern wird moderne Kunst vermittelt. An der ältesten Saaleburg zu studieren, war für Peter durchaus reizvoll. Inzwischen hat sich die ehemalige Burg-Studentin europaweit einen Ruf erarbeitet - mit einem eher kaum beachteten Kunst-Genre

„Meine Freizeit habe ich oft an der Saale verbracht“, erinnert sich die gebürtige Allgäuerin. „Damals diskutierten wir heftig über die unterschiedlichen Ansichten der Professoren aus beiden Teilen Deutschlands.“ Lange lag die Wiedervereinigung noch nicht zurück, „Spannungen waren ständig spürbar und zogen lange Diskussionen nach sich.“ Peter konnte hautnah miterleben, wie zwei Welten aufeinanderprallten. „Ich habe diesen Teil Deutschlands mit seiner DDR-Vergangenheit kennengelernt. Das möchte ich nicht missen.“

Neue Kunst in alten Mauern

Sicher hat das Geschehen auf Burg Giebichenstein Peters künstlerischen Werdegang geprägt. Denn ihre Liebe für historische Bauten ist geblieben. Und die für Blumenmalerei auch. Bis heute. Die 43-Jährige lebt als bekannte Galeristin und Malerin im unterfränkischen Thüngersheim, einem idyllischen Weinort am Main. Gemeinsam mit ihrem Mann Michael Junginger eröffnete sie vor vier Jahren das Forum Botanische Kunst in dem historischen Haus in der Dorfmitte. Unterstützt wurden sie von der Gemeinde durch die Städtebauförderung. „In Bezug auf Denkmalschutz haben wir offene Türen eingerannt“, erinnert sie sich. „Wir haben so viel wie möglich an historischer Substanz erhalten können.“

Am Wochenende sieht man vor dem alten Winzerhof Autos aus ganz Deutschland, oft sogar aus ganz Europa. Peters Ausstellungen sind bei Naturliebhabern begehrt. So sehr, dass sie auch lange Anfahrtswege in Kauf nehmen. Ihre Galerie ist europaweit die einzige, die sich auf Botanische Kunst spezialisiert hat.

Der Erfolg der ersten Ausstellung zeigte den Eheleuten, dass sie auf dem richtigen Weg sind. Während sich Peter als kleines Mädchen schon Bestimmungsbücher wünschte, wuchs Junginger am Stadtrand auf und beschäftigte sich am liebsten mit dem heimischen Gartenteich. „Erst waren es die Tiere, die mich faszinierten, dann Wasserpflanzen.“

Faszination für Wildpflanzen

Nach einer Lehre als Glas- und Porzellanmalerin kam Peter zum Studieren nach Halle. „Damals war die Blumenmalerei nicht gerade ein Modethema“, sagt die Wahlfränkin heute. Ein Artikel über die britische Botanische Kunst und die Begegnung mit Künstlern in England bestimmten ihr weiteres Leben. Sie traf die Botanikerin Shirley Sherwood, die Ikone der britischen Pflanzenkunst „Ich war von ihrer Privatsammlung begeistert“, sagt sie. „Und als Sherwood mein Bild mit der Abbildung eines Spitzwegerichs kaufte, war ich glücklich.“ Bis heute hat sich Peter die Faszination für Wildpflanzen bewahrt. „Gerade unscheinbare Gewächse, wie Disteln und Brennnesseln, sind meine Lieblingsmotive. Ich möchte die Schönheit dieser Pflanzen entdecken und zeigen.“

Regelmäßig reist sie nach England. „Die Kontakte mit den Künstlern vor Ort waren der Grundstock für unsere Galerie.“ Heute muss sie nicht mehr suchen. Sie wird von ihnen gefunden. Internationale Maler und Fotografen wollen bei Sylvia Peter ausstellen. „Um sich erfolgreich zu bewerben, müssen sich die Interessenten intensiv mit Naturmotiven beschäftigen.“ In der Regel werden für jede Ausstellung strenge Kriterien angelegt. „Ich lebe meinen Lebenstraum“, sagt Peter. In der Tat gibt es für sie nichts Schöneres, als mit den beteiligten Künstlern die Ausstellungsmotive auszusuchen.

Sie und ihr Mann wollen dazu beitragen, dass in Zukunft Botanische Kunst als eigenständiges Kunstgenre noch bekannter wird. Vielleicht profitieren dann auch die Vorlesungen auf Burg Giebichenstein davon.