Nach dem Unwetter in Halle Nach dem Unwetter in Halle: Das Unglück nach dem Sturm

Halle (Saale) - Am Tag nach dem Sturm kam der Regen. Die Tropfen prasselten auf Margrit Peters Teppich, auf das Bett, auf die Nähmaschine. Das Dach, das bis Dienstag noch das Hab und Gut der 80-Jährigen schützte - vom Wind weggeblasen.
Der Dachstuhl kollabierte in der Nacht zu Mittwoch, als ein Minitornado im Norden Halles tobte und Millionenschäden anrichtete. „In unserer Straße hat es jedes Haus erwischt“, sagt Nachbarin Ines Barth. „Doch Frau Peter traf es besonders hart.“ Hier, im Lettiner Sorbenweg, fehlen auf allen Dächern Ziegel. Bei der 80-Jährigen stürzte der gesamte Giebel ein. Ein meterlanger Riss zerteilt die Wand ihres Arbeitszimmers im Obergeschoss. Die Feuerwehr sicherte die Räume provisorisch, klemmte Stützbalken gegen die Reste der Zimmerdecke.
Das zweite Unglück für die Ur-Hallenserin folgte in der Nacht zu Donnerstag. Die Wunden am Haus blieben unversorgt, weil die Dachdecker am Tag nach dem Sturm nicht arbeiten konnten. Als der Regen kam, weichte er Tapeten, Wände und Kleiderschränke auf. „Es stürmte tagsüber so sehr, dass die Dachdecker nicht mal eine Plane über die Löcher ziehen konnten“, sagt Margrit Peter. „Die Arbeiten mussten verschoben werden.“
Mit diesem Problem kämpft ein großer Teil der Handwerksfirmen, die sich derzeit um die Sturmschäden im Norden Halles kümmern. „Wenn der Wind zu heftig weht, können wir die Drehleitern nicht ausfahren“, heißt es von der Dachdeckerfirma Sven Saalfeld in Teutschenthal. Diese hat seit Dienstagabend mehr als 60 Notrufe bekommen, hauptsächlich aus Dölau und Lettin - nun wird die lange Warteliste abgearbeitet. Ein Beispiel unter vielen Firmen. Einige Bewohner des Sorbenwegs flickten ihre aufgerissenen Dächer notdürftig selbst - darunter Familie Barth, Nachbarn der 80-jährigen Peter.
Wie kräftig der Sturm war, der mit mehr als 100 Kilometern pro Stunde durch das Viertel fegte, wird dadurch deutlich: Es waren relativ neue Dächer, die abgedeckt wurden. „Erst vor etwa zehn Jahren haben wir das Dach neugemacht, 25 000 Euro haben wir da reingesteckt“, sagt Margrit Peter.
Trotz der Schäden: die 80-Jährige schlief in der Nacht nach dem Unwetter bereits wieder in dem Haus, das vom Sturm so geschunden wurde. Seit 1955 lebt sie hier, bei den Aufräumarbeiten bekommt sie Hilfe von Tochter und Schwiegersohn. „Fakt ist, dass sich die ganze Nachbarschaft zusammengetan hat“, so die Lettinerin. „Es wird an allen Enden unterstützt und geholfen.“ Das klingt nach: Alles wird gut.
Eine Liste Dachdecker-Betriebe im Bezirk der Handwerkskammer Halle: www.hwkhalle.de/unwetter
