Museum Moritzburg kürzt Sprachführer Museum Moritzburg kürzt Sprachführer: Ärger wegen des Worts "Zigeunerin" im Audioguide

Halle (Saale) - Viele begeisterte Besucher haben ihre positiven Eindrücke von der aktuellen Sonderausstellung im Kunstmuseum Moritzburg, „Die Stille im Lärm der Zeit“, im Gästebuch aufgeschrieben. Aber es gibt auch kritische Stimmen: Sie beziehen sich auf das Bild „Spanische Tänzerin“, das Emil Node 1921 gemalt hat.
„Zigeunerin“: reflektierterender Umgang mit Begriffen gewünscht
Im Audioguide ist jedoch von einer „Zigeunerin“ die Rede, die auf dem Bild zu sehen sei. „Wir hätten uns an mancher Stelle einen reflektierteren Umgang mit Begriffen gewünscht, beispielsweise beim Audioguide zu Nummer 24 ,Zigeuner‘“, schreibt ein Besucher. Ein anderer Besucher moniert: „Skandalös, dass bei dem Bild ,Spanische Tänzerin‘ im Audioguide von ,Zigeunern‘ die Rede ist.“
Die Moritzburg bedauert, dass ihr die im Audioguide „enthaltene unkorrekte Formulierung in der Ausstellungsvorbereitung leider entgangen“ ist, so Sprecherin Katrin Greiner. Die Audio-Produktion zur Sonderausstellung sei keine Eigenproduktion, sondern eine Übernahme vom Leihgeber, der Sammlung Ziegler.
„Wir werden den entsprechenden Beitrag schnellstmöglich aus den Audio-Guides entfernen“, versichert Katrin Greiner. „Bei unseren eigenen Ausstellungstexten und Beschriftungen ist der Begriff indes nicht zu finden. Korrekt zu sein - auch in der Sprache -, ist eines unserer wichtigsten Anliegen“, betont die Sprecherin.
Noch bis zum 12. Mai ist die Ausstellung „Die Stille im Lärm der Zeit“ mit Werken von Franz Marc, August Macke, Emil Nolde und anderen aus der Sammlung Ziegler im Kunstmuseum Moritzburg zu sehen. Die Bilder sind sonst im Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr ausgestellt. Weil das Haus saniert wird, ist die Sammlung derzeit auf Reisen: Nach Halle macht sie im ostfriesischen Emden Station, wo sie bis Mitte September zu sehen sein wird.
Am Samstag, 27. April, um 15 Uhr, gibt es eine weitere öffentliche Führung zur Sonderausstellung. Zusätzlich zum Eintritt fallen dafür drei Euro an Kosten an.
Am Mittwoch, 1. Mai, öffnet das Museum von 10-18 Uhr. Wegen des Feiertags ist geöffnet; mittwochs ist sonst geschlossen.
Am Samstag, 4. Mai, stellen jugendliche Museumsbegleiter im Rahmen des Projekts „Young Art“ ihre Lieblingsbilder vor. Beginn ist um 15 Uhr.
Auch im Rahmen der Museumsnacht am 11. Mai kündigt das Museum Sonderführungen an. Diese starten um 18.30 Uhr, 19.30 Uhr und 20.30 Uhr.
Geöffnet ist montags bis sonntags außer mittwochs von 10 Uhr bis 18 Uhr. Eintritt: 10 Euro.
Begriff „Zigeuner“ ist umstritten
Der Begriff „Zigeuner“ ist umstritten. „Die Fremdbezeichnung für Sinti und Roma ist auf Grund der verbundenen Verfolgungsgeschichte zu Zeiten des Nationalsozialismus politisch inkorrekt. Auch heute sind die ethnischen Gruppen noch mit Rassismus konfrontiert“, sagt die Ethnologin Harika Dauth vom Max- Planck-Institut für ethnologische Forschung in Halle.
Doch auch die Bezeichnung „Sinti und Roma“ sei nicht unproblematisch. „Nicht alle Gruppen, die als Roma bezeichnet werden, nennen sich auch selbst so“, erklärt die Ethnologin. So grenzen sich viele Sinti in ihrer Eigenbezeichnung vom Roma-Begriff ab. Auch beziehe man sich, wenn man von „Sinti und Roma“ spricht, oft nur auf die im deutschsprachigen Raum lebenden Menschen. Die Roma sind aber eine große und vielfältige Gruppe in ganz Europa. Je nach Region und Sprache variieren die Eigenbezeichnungen.
Einheitliche Benennung sei grundsätzlich schwierig
Auch wenn viele Roma-Organisationen, wie beispielsweise der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma, den Begriff „Zigeuner“ ablehnen, gibt es Gruppen, die sich selbst so bezeichnen. Andere wiederum distanzieren sich sowohl vom Roma- als auch vom Zigeunerbegriff. Eine einheitliche Benennung sei deswegen grundsätzlich schwierig.
Zur Frage der Verwendung der Zigeuner-Begriffs durch Außenstehende verweist die Ethnologin auf die Wortwahl der Organisationen: „Man sollte die Eigenanstrengungen der Verbände respektieren. Dort wird der Begriff nicht mehr verwendet.“ (mz)