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Mordfall Mariya Nakosvka Mordfall Mariya Nakosvka: "Es darf nicht sein dass ein Mörder ungestraft herumläuft."

Von Oliver Müller-Lorey 05.02.2019, 05:01
Ein Stein in der Nähe des Mühlgrabens erinnert an Mariya Nakovska. Am Tag nach dem Mord wurde sie hier von Passanten gefunden.
Ein Stein in der Nähe des Mühlgrabens erinnert an Mariya Nakovska. Am Tag nach dem Mord wurde sie hier von Passanten gefunden. Lutz Winkler

Halle (Saale) - 54 rosafarbene Aktenhefter sind in fünf Jahren zusammengekommen. So viele, dass sie einen ganzen Wagen in der Geschäftsstelle der Staatsanwaltschaft Halle füllen. Die Ergebnisse von 4.650 Personenbefragungen und 135 Zeugenvernehmungen, von 2.485 Speichelproben und die Erkenntnisse eines Profilers sind darin enthalten. Die Ermittlungsbehörden haben nichts unversucht gelassen, um den Mord an Mariya Nakovska, der sich am 6. Februar zum fünften Mal jährt, aufzuklären - bislang vergeblich.

„Dass wir nach fünf Jahren noch immer keinen Täter haben, ist sehr belastend. Nicht nur für uns, sondern auch für die Polizei“, sagt Staatsanwalt Klaus Wiechmann. Er stellte die Ermittlungen im März 2018 mangels Täterermittlung ein. Alle Ermittlungsansätze waren ausgeschöpft.

Mordfall Mariya Nakosvka:  Auch Verweigerer bei Speichelproben wurden durchleuchtet

So auch die fast 2.500 Speichelproben, die damals in einer beispiellosen Polizeiaktion freiwillig von Männern abgegeben wurden. 49 Männer verweigerten die Abgabe. Dass unter ihnen der Mörder ist, hält Wiechmann für unwahrscheinlich, ja gar ausgeschlossen. „Ich kann aus der Verweigerung keinen Schluss ziehen, aber natürlich haben wir versucht, zu prüfen, ob die Männer ein Alibi haben“, sagt er.

Zur Trauerfeier seien sogar Polizisten in der Marktkirche gewesen, weil vermutet wurde, dass der Täter unter den Besuchern sein könnte. Auch die Hinweise, die nach der Ausstrahlung des Falls bei Aktenzeichen XY eingegangen waren, brachten nicht den Durchbruch.

Staatsanwalt zum Fall Mariya Nakosvka: „Es darf nicht sein, dass ein Mörder ungestraft herumläuft.“

Doch der Umstand, dass die Akten in der Geschäftsstelle und nicht im Archiv lagern, ist kein Zufall. „Die Einstellung des Verfahrens ist nur ein formeller Schlussstrich. Sobald sich neue Hinweise ergeben, etwa ein DNA-Treffer, werden sie sofort fortgeführt“, sagt der Staatsanwalt. „Es darf nicht sein, dass ein Mörder ungestraft herumläuft.“ Es ist Verbitterung in seiner Stimme zu hören. Den Mörder der 29-jährigen bulgarischen Studentin zu finden, ist ihm eine Herzensangelegenheit, das wird deutlich.

DNA-Material an der Leiche konnte nie Täter zugeordnet werden

Doch kann das noch gelingen? Bei der Polizei würden sich, je nach Arbeitsbelastung, Beamte, die bis jetzt noch nicht mit dem Fall befasst waren, durch die 54 Aktenbände arbeiten und nach neuen Ermittlungsansätzen suchen, erklärt Wiechmann. An der Leiche wurde damals DNA-Material gefunden, das vermutlich vom Täter stammt, aber bis jetzt nicht zugeordnet werden konnte.

Ein Umstand, der Wiechmann nachdenklich macht. Denn es sei unüblich, dass Sexualstraftäter nur einmal zuschlagen würden. Warum ist die DNA von Mariyas Mörder dann nicht schon wieder aufgetaucht? „Darüber lässt sich nur spekulieren“, sagt Wiechmann. Ist der Täter vielleicht nicht mehr am Leben? Auch das sei Spekulation.

6. Februar 2014: Mariya wird auf ihrer Joggingstrecke erwürgt, vermutlich, nachdem sie Opfer eines Sexualverbrechens wurde.

7. Februar 2014: Ein Passant entdeckt die Leiche in einem Arm der Saale. Zunächst geht die Polizei nicht von einem Verbrechen aus und kennt auch nicht die Identität des Opfers.

12. Februar 2014: Die Polizei geht nach der Obduktion von einem Verbrechen aus. Auch die Identität steht inzwischen fest.

14. Februar 2014: Die Mordkommission „Neuwerk“ sucht mit Plakaten nach Zeugen.

April 2014: Die Ermittler rufen Handynutzer an, die zur Tatzeit am Tatort eingeloggt waren.

September 2014: Aktenzeichen XY berichtet über den Fall.

7. August 2015: Die 13-köpfige Soko „Neuwerk“ der Kriminalpolizei wird aufgelöst.

März 2018: Die Staatsanwaltschaft stellt die Ermittlungen ein. Alle Ermittlungsansätze waren fruchtlos.

Die unaufgeklärten Morde in Halle könne man, selbst wenn man weit in die Vergangenheit gehe, an zwei Händen abzählen, sagt Wiechmann. Er will sich mit keinem von ihnen abfinden. „Deshalb haben wir auch alles versucht.“ Die Befragungen und Speichelproben seien mit hohen Kosten verbunden gewesen, doch die spielten keine Rolle. „Die Wahrheit hat keinen Preis“, sagt er. „Wir gehen davon aus, dass wir den Täter noch kriegen können.“ (mz)

Die Akten auf dem Wagen gehören alle zum Fall Mariya.
Die Akten auf dem Wagen gehören alle zum Fall Mariya.
Lutz Winkler