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Mobilität in der Saalestadt Mobilität in der Saalestadt: Wie attraktiv ist das neue Leihrad-Angebot in Halle?

Von Oliver Müller-Lorey 14.08.2019, 12:30
Die neuen Räder der Firma Swapfiets, mit der das Stadtmarketing kooperiert, machen einen guten Eindruck.
Die neuen Räder der Firma Swapfiets, mit der das Stadtmarketing kooperiert, machen einen guten Eindruck. Silvio Kison

Halle (Saale) - Seit wenigen Tagen können Touristen und Hallenser im Marktschlösschen Fahrräder mieten. Das Stadtmarketing ist dafür eine Kooperation mit dem Startup „Swapfiets“ eingegangen, das die Räder zur Verfügung stellt. Doch was taugt das Angebot? Wie teuer und bürokratisch ist es? MZ-Redakteur Oliver Müller-Lorey hat den Test gemacht.

Die Vorbereitung

Einen Fahrradverleih direkt auf dem Marktplatz zu finden, war bisher gar nicht so leicht. Und ist es, zumindest wenn man nur im Internet sucht, auch jetzt noch nicht. Das neue Angebot ist ziemlich versteckt auf der Seite www.halle-tourismus.de zu finden. Ins Auge springen dafür die blauen Aufkleber auf dem Marktplatz vorm Marktschlösschen und die drei Fährräder, die darauf geparkt sind. Scheinen also noch welche frei zu sein! Ich gehe rein und frage bei der Touristinfo nach.

Der Papierkram

Drinnen hat Stadtmarketing-Mitarbeiterin Josephine Scholz sofort Zeit für mich und holt einen Aktenordner hervor, als ich von meinem Wunsch, ein Fahrrad zu leihen, berichte. Kunden müssen auf einem Mietvertrag Namen, Adresse und andere Daten angeben und ihren Personalausweis aushändigen, damit die Mitarbeiter eine Kopie davon fertigen können.

„Und dann bekomme ich noch eine Kaution in Höhe von 50 Euro von Ihnen“, sagt Scholz freundlich. Doch ich habe nur zehn Euro in bar dabei. Soll der Verleih daran scheitern? „Sie können auch Ihre Kreditkarten-Daten aufschreiben, das geht auch“, sagt Scholz. Auch wenn längst nicht jeder Deutsche eine Kreditkarte hat, für ausländische Touristen, etwas aus China oder den USA sicher eine praktische Möglichkeit. Und ich habe zum Glück auch eine Karte.

Eigentlich müsste ich mir jetzt noch die gut zwei Seiten Kleingedrucktes, die der Vertrag enthält, durchlesen. Doch das spare ich mir und unterschreibe. Kunden, die an vollen Samstagen alles genau lesen, könnten aber den Verkehr aufhalten.

Die richtige Auswahl

Nach den Formalitäten geht Josephine Scholz mit mir zu den drei Fahrrädern, die draußen stehen und zeigt auf das größte, schwarze. „Das dürfte Ihnen passen“, sagt sie. Wie die anderen Räder auch, hat meins einen Gepäckträger über dem auffälligen blauen Vorderrad - dem Markenzeichen von Swapfiets.

Ich entscheide mich für eine Leihdauer von einer Stunde für drei Euro. Wer den ganzen Tag über bis zur Schließung des Marktschlösschens ein Rad mieten will, zahlt zehn, wer es ein ganzes Wochenende inklusive des Freitags braucht, 30 Euro. Es gibt auch einen 24-Stunden-Tarif für 15 Euro und die Möglichkeit, für zwei Euro einen Helm zu leihen. „Bis jetzt hat noch kein Kunde einen Helm genommen, aber wir würden sie nach jeder Nutzung desinfizieren“, sagt Scholz.

Die Einweisung

Das Fahrrad ist schnell erklärt. Und das Werkzeug zum Einstellen der Sattelhöhe kann Josephine Scholz wieder mitnehmen, da alles passt. Das wichtigste sei, das Rad immer gut anzuschließen und beide Schlösser zu nutzen. Mit einem einzigen Schlüssel kann ein Ringschloss durch die Speichen geschoben und ein Kettenschloss, das am Rahmen befestigt ist, genutzt werden. Wird das Fahrrad gestohlen und der Mieter hat nicht beide Schlösser genutzt, muss er 90 Euro bezahlen.

Das Angebot, Fahrräder an der Tourist-Info auszuleihen, ist ganz neu. Trotzdem plant das Stadtmarketing schon den nächsten Schritt. „Kurz- bis mittelfristig möchten wir unseren Gästen neben dem Fahrradverleih auch E-Scooter zum Halle Kennenlernen anbieten“, sagt Mark Lange, Geschäftsführer des Stadtmarketings. Halles Besucher reisen nach Langes Erkenntnissen überwiegend mit der Bahn an. Daher sei das Thema Mobilität und Flexibilität vor Ort entscheidend. Dabei setze man auf CO2-neutrale Lösungen.

Der Komfort

Los geht die Fahrt. Erst einmal über den Eselsbrunnen bis zum Franckeplatz. Schnell wird klar: Das Fahrrad fährt wirklich fantastisch und ist in einem Top-Zustand, was sicher auch an seinem geringen Alter liegt. Obwohl es keine Federung hat, werde ich selbst auf Kopfsteinpflaster nicht durchgeschüttelt und die sieben Gänge der Schaltung reichen für Halle vollkommen aus. Ein bisschen überrascht bin ich, dass Vorder- und Rücklicht brennen - trotz strahlendem Sonnenschein. Ich lasse die Lampen einfach an, weil ich keinen Dynamo finde und sie mich nicht stören. Sowohl die Vorderrad- als auch die Rücktrittsbremse packen gut zu und bringen das Rad schnell zum Stehen.

Die Rückgabe

Nach einer Stunde heißt es: zurück zum Marktschlösschen. Die Räder müssen eine halbe Stunde vor Schließung der Touristinformation abgegeben werden. Das bedeutet werktags um 18.30, Samstag um 15.30 und Sonntag um 14.30 Uhr. Gerade für Touristen, die den Samstag über unterwegs sein wollen, loht sich daher eher ein 24-Stunden-Tarif und eine Rückgabe am Sonntag.

Bei der Ankunft im Marktschlösschen schaut Josephine Scholz sich das Rad kurz an und sucht nach Beschädigungen. Hätte ich die Kaution bar bezahlt, würde ich sie jetzt wiederbekommen. Da ich meine Kreditkarte angegeben habe, kann ich einfach gehen. (mz)

Bevor es losgeht, ist etwas Papierkram nötig.
Bevor es losgeht, ist etwas Papierkram nötig.
Silvio Kison
Josephine Scholz erklärt, worauf man beim Fahren achten muss.
Josephine Scholz erklärt, worauf man beim Fahren achten muss.
Silvio Kison