Mitteldeutsches S-Bahn-Netz Mitteldeutsches S-Bahn-Netz: Bahnangestellte erweitern Sprachkenntnisse

HALLE/MZ - Von Halle nach Hoyerswerda mit einer silbrig glänzenden S-Bahn fahren - das wird möglich sein, wenn ab 15. Dezember das neue mitteldeutsche S-Bahn-Netz in Betrieb geht. Der gesamte Nahverkehr der Region wird damit neu geordnet. Auch die Mitarbeiter der Bahn stehen vor neuen Herausforderungen: So müssen die Zugbegleiter, die früher Schaffner hießen, mittlerweile mehr können, als nur Fahrkarten zu lochen. Englisch zum Beispiel.
Deshalb werden noch bis Oktober von der DB Regio als Bestandteil eines großen Ausbildungsprogrammes Englischkurse veranstaltet. Sechs Stunden Grundkurs für 230, vier Stunden Aufbaukurs für 160 Kundenbetreuer. Manche von ihnen haben vorher gar keine Grundkenntnisse in der Fremdsprache, und darin liegt die besondere Herausforderung für Elke Möbus. Die Hallenserin ist studierte Englisch- und Russischlehrerin, stieg vor wenigen Jahren bei der Bahn als Kundenbetreuerin ein und konnte sich dank ihrer Ausbildung nun bewerben für das Weiterbildungsprojekt - als Lehrerin für ihre Kollegen.
„Der Grundkurs beginnt einfach, um alle Teilnehmer auf einen Stand zu bringen.“ Wochentage, Uhrzeiten, Zahlen auf englisch machten den Anfang, erzählt Elke Möbus. Dann würde es schon kniffliger: Zugbezeichnungen, Fahrkarten, Verspätungsansagen müssten gelernt werden. Die bahnspezifischen Vokabeln und Redewendungen musste sich auch Elke Möbus erst aneignen, nun gibt sie sie weiter.
Selbst für Menschen, die recht sicher mit der englischen Sprache umgehen, könnte folgende Aussage eine schwer zu meisternde Hürde darstellen: „Wegen Schienenersatzverkehrs wird dieser Zug durch einen Bus ersetzt.“ Die korrekte Übersetzung lautet: „Due to rail replacement service, this train will be replaced by a bus“.
Tatsächlich spricht schon einer der sechs Teilnehmer, die vergangene Woche ihren Aufbaukurs in Halle beendet haben, den Satz flüssig aus. Das Seminar endet immer mit einer Art Quiz, in dem Sprechbausteine zu den Themen Fahrkarten, Reiseauskünfte, Wegbeschreibung und allgemeine Kommunikation abgefragt werden - eine wichtige Übung.
Natürlich sei oberstes Ziel, dass die Kundenbetreuer mit einfachen sprachlichen Mitteln die Fragen von ausländischen Gästen beantworten könnten. „Aber es gibt Hilfsmittel, und wenn die Betreuer die richtig anwenden, kommen sie auch klar.“ Zum Beispiel ein kleines Büchlein oder Zettel mit den wichtigsten Vokabeln, eine Lautschrift und Hörmaterial. Letzteres ist auf den Diensthandys der Mitarbeiter zu finden und kann jederzeit abgerufen werden. Als besonders knifflig hätten sich im bahnpraktischen Englisch übrigens Aussagen zu Störungen im Betriebssystem herausgestellt. In einem solchen Fall nämlich komme bei den Mitarbeitern natürlich noch die Aufregung hinzu.