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Mitteldeutscher Marathon Mitteldeutscher Marathon: Die Dauerbrenner

Von PETRA SZAG UND GOTTFRIED SCHALOW 01.09.2011, 19:37

Halle (Saale)/MZ. - Nicht ohne meinen Kopfschmuck! Wenn Matthias Wollmann am Sonntag beim zehnten Mitteldeutschen Marathon die 42,195 Kilometer von Spergau nach Halle in Angriff nimmt, dann nur mit seinem Stirnband und den bunten Federn. Seine vier und neun Jahre alten Söhne Marten und Mark haben die Indianerutensilien aus ihren Spielzeugsachen wieder hervorgekramt und überlassen diese für kurze Zeit ihrem Vater.

Matthias Wollmann ist einer aus der Schar der Hobbyläufer, für die der Mitteldeutsche Marathon inzwischen ein lieb gewonnenes Ritual geworden ist, eine alljährliche Pflichtveranstaltung. Die Veranstaltung hat keinen vorrangig leistungssportlichen Gedanken, sondern richtet sich gezielt an Hobbyläufer. Rekorde sind Nebensache, es zählt einfach nur das olympische Motto: Dabeisein ist alles. Und das ist mit Sicherheit ein Grund, warum neben Matthias Wollmann auch weitere 16 Sportler immer mit dabei waren.

Uwe Virkus zum Beispiel. Er arbeitet einen Tag vor der sportlichen Herausforderung noch in einem Sporthaus in Quedlinburg und verkauft dort unter anderem Laufschuhe und berät Freizeitjogger. Am Sonntag nimmt er - nach neun kompletten Marathons - zum ersten Mal nur die halbe Distanz in Angriff. "Für mich ist das die ideale Vorbereitung auf den Harzgebirgslauf." Dieser führt den 52-Jährigen am 8. Oktober von Wernigerode auf den Brocken und zurück.

Gerhard Mauff aus Lieskau entdeckte vor zehn Jahren seine Laufleidenschaft. Nach nur neun Monaten Vorbereitung stand er auf Anhieb die komplette Marathonstrecke durch. "Als reiner Autodidakt", sagt Mauff. Das sollte sich allerdings rächen, denn ein paar Jahre später stellten sich erste Gelenkprobleme ein. "Aus heutiger Sicht kann ich nur empfehlen, ein solches Wagnis nur unter fachlicher Anleitung anzugehen. Am besten in einer Laufgruppe", sagt Mauff. Inzwischen ist regelmäßig bei einer Gymnastikgruppe anzutreffen.

Auf Bestzeiten schielt der Zahnarzt, der im kommenden Jahr 60 Jahre alt wird, längst nicht mehr. "Aber ich will schon beweisen, dass ich fit genug für eine solche Herausforderung bin. Laufen ist für mich die entspannendste Sache der Welt."

Detlef Reimann hat ebenfalls vor etwas mehr als zehn Jahren den Ausdauersport für sich entdeckt. Allerdings auf Inlinern. Da war er schon 40 Jahre alt. "Das ist ganz sicher ein ungewöhnliches Einstiegsalter in diesen Sport. Dazu gekommen bin ich durch die Kinder eines Freundes. Ich fand diesen Sport schick und wollte nicht immer nur am Rande rumstehen", erzählt Reimann. Nach nur drei Monaten Training bestand er die erste Prüfung auf der für Inlineskater vorgesehenen Halbmarathon-Strecke. Er erinnert sich: "Damals war das eine halsbrecherische Angelegenheit. Es ging durch gefährliche Kurven, über Straßenbahnschienen und Kopfsteinpflaster. Inzwischen haben die Veranstalter viel für unsere Sicherheit getan", sagt Reimann.

In der Breite von rund 6 000 Aktiven, die am Samstag und Sonntag starten, werden die Dauerbrenner nicht unbedingt auffallen - außer natürlich Lauf-Indianer Matthias Wollmann. "Am Indianerschmuck erkennen sie mich schon von weitem", erklärt der 48-Jährige. Seine Laufleidenschaft hat einst begonnen mit einer Wette. Gemeinsam mit einem Schulfreund wollte er testen, ob sie so einen langen Kanten durchstehen können. Seit Wollmann weiß, dass er es kann, lässt ihn der Marathon nicht mehr los. Sieben Jahre lang ging er sogar soweit, den Härtetest drei Wochen später beim Berlin-Marathon gleich noch einmal zu wiederholen. So hat er allerdings die Geburt seines zweiten Sohnes verpasst, der es damals besonders eilig hatte.

In diesem Jahr verzichtet Wollmann auf die Doppelbelastung. Schließlich ist er im Mai schon den Goitzsche-Marathon rund um Bitterfeld gelaufen. Es soll ja nicht in Stress ausarten. "Der Spaß darf nicht auf der Strecke bleiben." Und damit ist seine Optik ein Stück weit auch Programm.