1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Mit «Famoos» fand Cedrik seine Wunsch-Großeltern

Mit «Famoos» fand Cedrik seine Wunsch-Großeltern

Von HEIDI POHLE 04.05.2009, 16:32

HALLE/SCHWERZ/MZ. - Denn Otto Bunge und seine Frau Beate sind seit ein paar Monaten die Wahl-Großeltern von Cedrik, und der Anderthalbjährige ist der Wunsch-Enkel des Ehepaares aus Schwerz bei Landsberg im Saalekreis.

Möglich gemacht hat diese ungewöhnliche Verbindung der Kinderschutzbund in Halle. Dort läuft ein Mehrgenerationen-Projekt mit dem Namen "Famoos", das ältere und jüngere Menschen zusammenbringen will. Der Oma-Opa-Service ist kein Babysitter-Dienst. Er soll vielmehr einerseits Familien und Alleinerziehende unterstützen. "Andererseits können die neuen Großeltern helfen, den Familienalltag zu meistern, Erfahrungen vermitteln oder nur mal zuhören", erzählt Uta Rasch, die das Projekt betreut. Ideal sind Ehepaare, aber auch Alleinstehende ab 50 Jahren eignen sich dafür. Wichtig sei das beiderseitige Geben und Nehmen.

Und das funktioniert zwischen Bunges, Cedrik und seiner Mutter Isabel Förster aus Halle bislang bestens. Meist spielen sich die Treffen in Schwerz ab. Hinter dem Haus gibt es einen Garten, den Cedrik oft mit seinem neuen Opa erkundet. Immer wieder lässt er sich dann von dem 59-Jährigen auf die Rutsche setzen, um jauchzend unten anzukommen. Und manchmal bummeln die Vier durch den Ort oder besuchen einen Tierpark.

"Es kommt mir vor, als wenn Cedrik und Isabel schon immer zur Familie gehörten", beschreibt der selbständige Elektromeister, der zur Freude des Kleinen stets Luftballons aus der Hosentasche zaubern kann, die neuen Familienverhältnisse. Er wird nicht müde, sich stundenlang mit dem kleinen Jungen zu beschäftigen, selbst der größte Trubel ist ihm nicht zu viel. Derweil reden die Frauen über Gott und die Welt oder bereiten das Mittagessen vor. Isabel Förster, die aus Thüringen stammt und fast fertig ist mit ihrem Studium der Arabistik und Islamwissenschaften an der Uni Halle, hat viele Freunde und Bekannte. Aber keine Großeltern für Cedrik. "Doch ohne Oma und Opa sollte mein Sohn nicht aufwachsen." Menschen dieser Generation seien wichtige Bezugspersonen für Kinder, erklärt sie.

"Es ist, als ob wir schon immer zusammen waren", ergänzt Beate Bunge, die als ehrenamtliche Bürgermeisterin von Schwerz tätig ist. Das Ehepaar hat selbst drei erwachsene Kinder, von denen aber nur ein Sohn in der Nähe lebt. Seit dessen Scheidung sehen Bunges ihren einzigen Enkel nur sehr selten. Deshalb standen beide dem "Famoos"-Projekt sehr aufgeschlossen gegenüber. "Kinder gehören einfach zu unserem Leben", so Beate Bunge. Durch sie bekomme man einen ganz anderen Blick aufs Leben, bleibe jung und aufgeschlossen. Dass Cedrik bei der ersten Begegnung im Kinderschutzbund gleich auf ihren Mann zusteuerte, ihn nicht wieder losließ und sich auch die Erwachsenen sofort sympathisch waren, sei natürlich ein besonderer Glücksfall.

"Das ist nicht immer so", sagt Projekt-Leiterin Uta Rasch aus Erfahrung. Die "Chemie" müsse schon stimmen, und in Erziehungsfragen sollte man einer Meinung sein. Derzeit betreuen fünf Großeltern neun Familien. "Bedarf hätten wir noch mehr als genug", so Uta Rasch. Denn Kinder wie Cedrik gebe es noch viele. Und ältere Alleinstehende könnten auf diese Weise eine neue Familie finden.

Wer Interesse am "Famoos"-Projekt hat, kann sich per Telefon unter der Nummer 0345 / 7 70 49 87 und im Internet informieren.