Mit einem Tele-Café in die Selbständigkeit
Halle/MZ/ccr. - Die 23-Jährige betreibt das Stübchen in einem Ladengeschäft in der Gustav-Staude-Straße 19. Dort können ihre Kunden preiswert ins Internet gehen und ins Ausland telefonieren sowie günstige Telefonkarten für Auslandsgespräche erhalten.
Mit der Eröffnung des Telenet-Stübchens hat Sandy Ludwig einen mutigen Schritt in die Selbständigkeit gewagt. Die ausgebildete Rechtsanwaltsfachangestellte mit Fachhochschulreife hatte vergeblich nach einem Arbeitsplatz in ihrem Beruf gesucht. "Dann bekam ich Hartz IV. Ich habe gedacht: Tiefer kann man nicht mehr sinken", erzählt sie. Mit Blick auf ihr Alter war ihr klar, dass "es so nicht ewig weitergehen" konnte. Schnell war sie sich bewusst, dass sie eigene Kräfte mobilisieren muss.
Dann entwickelte sie eine Idee. Sandy Ludwigs Lebensgefährte und Vater ihres Sohnes stammt aus dem afrikanischen Togo. Wenn er in seine Heimat telefonieren wollte, musste er erst in die Stadt fahren, wo es mehrere Tele-Cafés gibt. Auf der Silberhöhe fehlte solch eine Einrichtung. Mit einer Steuerberaterin erstellte sie ein Konzept und reichte es bei einer Bank ein, die es ablehnte. Damit war der Weg geöffnet, bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau ein Darlehen zu beantragen, was gewährt wurde.
Im Ladengeschäft richtete sie mit ihrem handwerklich begabten Vater, Michael Ludwig, fünf Telefonzellen, fünf Internetplätze und einen kleinen Café-Raum ein. Ab Dezember will sie zudem ein Existenzgründer-Seminar besuchen.
"Zurzeit wird das Tele-Café ab Mittag vorwiegend von Jugendlichen benutzt, die ins Internet wollen", sagt Sandy Ludwig. Aber auch andere Anwohner kämen. Darunter ist auch Thomas Schröder. "Ich wohne Am hohen Ufer. Da ist es sehr praktisch, dass es in dem Viertel so eine Einrichtung gibt", sagt er. Er nutzt im Tele-Café den Internetanschluss. "Der ist sehr preiswert. Das nächste Internet-Café ist in der Stadt. Ich bin froh, dass ich den weiten Weg nicht mehr habe."