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Mit 31 Jahren gestorben Mit 31 Jahren gestorben: Hallescher Künstler schuf schöne Bilder mit tiefer Melancholie

Von Andreas Montag 30.09.2019, 09:00
Andreas Schmidt: „Krug zum Grünen Kranze“, Öl auf Karton
Andreas Schmidt: „Krug zum Grünen Kranze“, Öl auf Karton Galerie Nord

Halle (Saale) - 61 Jahre alt wäre er jetzt, und wahrscheinlich einer, dessen Werke Gewicht hätten. Aber Andreas Schmidts Leben ist schon 1989 zu Ende gegangen, da war er 31. Rüdiger Giebler, sein früherer Studiengefährte an der Burg Giebichenstein, hat ihn jetzt, anlässlich einer Ausstellung mit nachgelassenen Bildern von Schmidt in der halleschen Galerie Nord, in die Nachfolge und Nachbarschaft von Albert Ebert und Otto Möhwald gestellt.

„Andreas Schmidt hatte nur zehn Jahre Zeit zu malen“, erinnerte Giebler in seiner Rede zur Ausstellungseröffnung: „Das waren die achtziger Jahre. Und eigentlich kommen die in seinen Bildern gar nicht vor. Keine Trabis, keine Punks, keine Uniformen, kein Braunkohledreck, keine Ruinen.“ Und auch das politische Welttheater spielt nicht die geringste Rolle in den Arbeiten des Schülers von Hannes H. Wagner. Melancholie vor mehrheitlich halleschen Hintergründen, wie man sie von Möhwald kennt (und liebt), dagegen schon. Mit Menschen darauf, die Ebert auch gefallen haben würden.

Viele Jahre lang war Schmidts Werk faktisch verschwunden

Wagner, der 1990 das Vorwort zum Katalog einer Gedenkausstellung schrieb, hätte Schmidt so sehr gewünscht, den Bildern von Bonnard leibhaftig zu begegnen, in Paris. Es sollte nicht sein.

Viele Jahre lang war Schmidts Werk faktisch verschwunden aus der Öffentlichkeit. Freunde haben allerdings Bilder von ihm bewahrt, in der Erinnerung ist er noch dabei. Nun darf sich das Publikum von dieser Bildwelt einfangen lassen, die ein Kosmos im Überschaubaren ist, aber so viel mehr erzählt als ihre Sujets.

„Abstinenz gegenüber allem, was groß und wichtig erscheint, macht sein Werk so erstaunlich beständig“

Um das Jahr 1986 entstand „Krug zum Grünen Kranze“, ein Bild von einem Ort, der jedem Hallenser und vielen Besuchern der Stadt vertraut ist. Menschen, auch ein Paar sind zu sehen, gesichtslos fast, in entspannter Stimmung beim Wein. Oder sind es nicht doch eher Verzweiflung und Leere, die die abendlichen Szene unter Lampions prägen?

Schmidts „Abstinenz gegenüber allem, was groß und wichtig erscheint, macht sein Werk so erstaunlich beständig“, sagt der Maler Giebler. Etablierte wie Oppositionelle haben sich seinerzeit an Weltthemen abgearbeitet, Andreas Schmidt hat gemalt. Und zwar großartig. In der Galerie Nord kann man das jetzt sehen, bewundern und auch kaufen. Zu sehr moderaten Preisen übrigens.

››Andreas Schmidt: Grafik und Malerei, bis zum 9. November, Galerie Nord, Bernburger Str. 14 (Reileck), Mo-Fr 12-19, Sa 10-16 Uhr, www.galerie-nord.com(mz)