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Ministerpräsident predigt in Halle Ministerpräsident Reiner Haseloff predigt in Halle: "Nicht in Hysterie verfallen"

Von Julia Rau 20.01.2017, 09:16
Reiner Haseloff predigt in der Marktkirche.
Reiner Haseloff predigt in der Marktkirche. Lutz Winkler

Halle (Saale) - Ganz dicht an der Mauer der Marktkirche parkt eine Limousine mit Magdeburger Kennzeichen. In der Kirche sitzt Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) in der ersten Bankreihe. Die Universität hat den Politiker eingeladen, beim Universitätsgottesdienst am Donnerstagabend zum Thema „Alle Wetter“ eine Predigt zu halten. Mehr als 200 Hallenser allen Alters sind gekommen, um sie zu hören.

Universitätsprediger Jörg Ulrich hatte dem Politiker für die Predigt zuvor aus Matthäus 8 die Verse 23 bis 27 ausgewählt. Es ist eine Passage, in der Jesus seine Jünger auf einer Bootsreise rettet, die ihn in größter Angst vor der herannahenden Katastrophe um Hilfe gebeten hatten. „Als Ministerpräsident und Wirtschaftsminister habe ich oft erlebt und erlebe es noch, dass sich jemand an mich wendet und sagt: ’Rette uns’.“ Erst vor wenigen Tagen sei es ihm wieder so gegangen, jemand habe sich hilfesuchend und voller Sorge an ihn gewandt. „Das da auch Angst im Spiel ist, kann man verstehen. 500 Arbeitsplätze sind gefährdet“, so Haseloff. Die Rede ist vom insolventen Fahrradhersteller Mifa, das ist eindeutig, auch wenn es der Politiker nicht direkt ausspricht.

Wie Jesus Wunder zu vollbringen, ist Reiner Haseloff natürlich nicht in der Lage

Wie Jesus Wunder zu vollbringen, ist Haseloff natürlich nicht in der Lage - „ich bin auch Physiker genug, um zu überdenken, ob es so ein Wunder wie das in dem kurzen Text überhaupt geben kann“, so der Ministerpräsident. Mit der Angst der anderen konfrontiert, sagt der Politiker, es sei in jedem Fall wichtig, nicht in Hysterie zu verfallen. In Bezug auf das aktuelle Rumoren in der Gesellschaft wirbt der Christdemokrat für einen offeneren Umgang mit Sorgen und Ängsten, „ohne dass die, die sie äußern, dafür verurteilt werden“. Er erinnert daran, dass es den Sachsen-Anhaltern noch nie so gut ging wie heute. „Im Vergleich zu anderen leben wir auf einer Insel der Glückseligkeit“, so Haseloff.

Damit Demokratie mit all ihren Annehmlichkeiten beständig bleibt, wirbt er für mehr sichtbares Christentum. „Wir nannten das früher Hauskirche, gemeint sind gemeinsame Traditionen, sonntags in die Kirche zu gehen und über Gott zu sprechen.“ Er bittet um aktiveres Kirchenleben. Ein Wunsch, den die Kirche selbst schon Jahre äußert. Viele Gemeinden aber schrumpfen weiter. Man müsse sich als Christ nach außen zu erkennen geben, so Haseloff, nur so könne man andere für Religion begeistern. „Ansonsten verdunstet die Kirche“, sagt der Ministerpräsident mit Verweis auf die niedrige Zahl der Christen in Sachsen-Anhalt. Er endet mit den Worten: „Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit, Amen.“ Ein Zuhörer flüstert - nicht leise genug - „Politikerrede“. (mz)